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Kinder im Leistungssport – Die richtige Begleitung

Es ist ein Thema, das auch die Gesellschaft ein wenig spaltet. Wieviel Leistungssport für Kinder ist gesund? Dabei geht es nicht unbedingt um die körperliche Betätigung, sondern auch um die psychische Belastung – vor allem wenn Eltern ihr Kind als den neuen Superstar am Sporthimmel sehen. Hier ein kleiner Auszug von vielen verfassten Lektüren und Dossiers.
Olaf Mueller
Fünf Jahre alt und schon dreimal die Woche zur Laufschule, das ist Alltag bei den Top-Adressen im Eishockey. 50 bis 60 Kinder auf dem Eis pro Kurs und drei davon im Jahr. Am Ende wird dann gesiebt; dabei sind die Kinder noch nicht mal in die Bambini-Altersklasse aufgenommen.

Nicht selten die Enttäuschung, wenn es für den ersehnten Klub nicht gereicht hat. Die Kinder wollen nur spielen, auch wenn es nur für einen zweit oder drittklassigen Klub ist – ohne dies abfällig zu bewerten, denn diese Vereine tragen sehr viel zum Gemeinwohl bei. Die Enttäuschung ist meist größer bei den Eltern.

Entwicklung zum Jugendlichen

Dabei ist gerade in dem Alter die Entwicklung der Kinder das nicht so entscheidende, aber auch nicht vernachlässigbare. Entscheidend ist, wenn aus dem Kind ein Jugendlicher wird. Vom Alter eines Sechsjährigen bis elf, zwölf, dreizehn der Leistungsträger durch die Altersklassen, setzt ein Wachstumsschub die ganze Geschmeidigkeit und Akrobatik außer Gefecht.

Psychologisch ein Albtraum. Als ob das nicht genug wäre, dass so ein Jugendlicher mit sich selbst hadert, sitzen auf einmal auch noch die Eltern und der Trainer im Nacken. Unkonzentriertheit, Lustlosigkeit, ein Abfall der schulischen Leistungen können eine Folge davon sein.

Schleichender Prozess

Aber es gibt auch das Gegenteil von denen, die schon im Hochleistungssport einsteigen. Diejenigen, die erst im Dorfklub vor das Leder treten oder im ortsansässigen Ringer-, Schwimm- oder Turnverein sich sportlich betätigen. Sollte dann auch noch ein besonderes Talent vorhanden sein, dann kann dies auch problematisch werden. Immer mehr Wettbewerbe aufgrund der Leistungsstärke und nicht selten sehen auch die Trainer eine Möglichkeit sich zu profilieren. Dann ist oft die Rede von „ausbaufähigem Talent“. Dabei handelt es sich meist um einen schleichenden Prozess. Auch dann wird der Druck höher und aus dem eigentlichen Spaß wird eventuell Stress.

Dafür entschieden

Die dritte Kategorie sind die Kinder, die sich ganz bewusst für den Leistungssport entscheiden. Ein meist steiniger Weg mit vielen Hürden und einer Kindheit, die sich von den Gleichaltrigen massiv unterscheidet. Aber was bewegt ein Kind zu solch einem Schritt. Erst einmal benötigt es eine Menge Talent und eine Menge bedeutet eine Menge. Dazu kommt die Leidenschaft für die Sportart. Diese entsteht meist schon sehr früh auch geprägt durch das Elternhaus. Regelmäßige Besuche bei Wettkämpfen oder Spielen, oder auf dem Sportplatz können den Ausschlag geben. Zudem ist das Umfeld, in dem ein Kind aufwächst, ganz entscheidend. Dabei unterseiden sich Stadtkinder ganz deutlich von denen auf dem Land in der Motorik. Die Koordination eines Sechsjährigen, der ständig im Auto zur Schule gefahren wird, oder ebenerdig in die Straßenbahn einsteigt nachdem er die Rolltreppe zum Bahnsteig genommen hat, im Gegensatz zu dem, der vielleicht im gleichen Alter schon zur Dorfschule mit dem Fahrrad fährt, ist – nicht in allen Fällen – zumeist unterschiedlich.

Spaß und Talent

Ausschlaggebend, ist nicht nur, dass Kinder in ihrer Sportart viel Spaß haben, sie erleben auch Bestätigung. Ob die Jungwüchsigen wirklich etwas an Kindheit vermissen, ist dabei nicht wirklich belegbar, denn die sozialen Kontakte finden innerhalb des Sportvereins statt – Freundschaften entstehen.

Dabei ist der Sport vor allem im alltäglichen Umgang mit Situationen fördernd. Leistungssport erfordert vor allem eins: Disziplin. Mit der Disziplin geht das Durchhaltevermögen einher. Wichtige Eigenschaften die auch im späteren von Vorteil sein können. Hinzu kommt der Umgang mit Niederlagen und der Respekt vor dem Gegner, der einen vielleicht gerade besiegt hat.

Allerdings gibt es einen weiteren entscheidenden Faktor: Die Eltern. Sollten diese nicht die gleichen Werte vorleben, die im Leistungssport erforderlich sind, aber fordernd einwirken, kann und wird dies Einfluss auf die Leistungsbereitschaft haben. Die Eltern müssen mit dem Kind an einem Strang ziehen und ebenfalls Einbußen in Kauf nehmen.

Medizinische Begleitung

Neben den Faktoren der Psychologie und des Talents steht der medizinische Aspekt. Ein ganz wichtiger Faktor, denn gerade bei den Jüngsten im Sport auf hohem Level sind Kinderärzte (Pädiater) kaum eingebunden. Der Körper befindet sich im Wachstum, die körperliche Belastung und auch geistige Anforderung wird gerade im Bereich der unteren Altersklassen nicht gemessen. Gerade im Bereich der Rhythmischen Sportgymnastik, Eiskunstlauf oder im Turnen ein entscheidender Faktor, da die Athletinnen und Athleten auf Top-Niveau sich in der Jugendphase befinden. Auch im Schwimmen ist dies der Fall.

Die Pubertät

Wachstumsschübe wie sie besonders in der Pubertät vorkommen bringen den Körper aus dem Gleichgewicht. In dieser Phase brauchen die Athleten eine besondere sportliche Behandlung sowie auch psychischen Halt. Meist können die Schübe sehr schmerzhaft sein, außerdem muss die/der Jugendliche seinen Körper neu kennenlernen. Eine Überlastung bei Wettkämpfen ist deshalb kontraproduktiv. Schonung und ein persönlich angepasstes Training, begleitet vom Sportmediziner, sollte die Maßnahme sein.

Richtige Ernährung

Zudem kommen Faktoren wie Ernährung hinzu. Gewicht halten ist nicht selten ein Faktor, der auch die körperliche Entwicklung behindern kann. Gerade im Bereich der Einzelsportarten ist der Druck auf einen Top-Athleten im Juniorenalter hoch. Ohne Fleiß kein Preis. Dazu die Erwartungshaltung vom direkten Umfeld, Trainer, Eltern und die eigenen Ansprüche. Hinzu kommt der Einklang von schulischer Anforderung und der zeitlichen Beanspruchung durch das Training.

Rollenspezifisches Verhalten

Die Chefärztin der Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Pädiatrisches Zentrum vom St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim, Priv.-Doz. Dr. med. Edda Weimann erklärt in ihrem Dossier „Auswirkungen auf die körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“, dass die Jugendlichen von den Eltern geschlechtsmäßig anders behandelt werden. So sehen die meisten Mütter die Verausgabung der Jungen als sinnvoll an, während bei Athletinnen karriereorientiert gedacht wird.

Der frühe Einstieg

Ein früher Einstig ist zudem ein wesentlicher Faktor für den Weg zum Leistungssport. Erste Kontakte finden bereits mit vier, fünf Jahren statt. Hier liegt der Fokus auf der Grundlagenbildung. Mit fortschreitendem Alter – bis rund zehn, elf Jahre – werden im Training die konditionellen und neuromuskulären Voraussetzungen für Höchstleistungen gefördert. Danach erfolgt der langsame Muskelaufbau, zunächst nur mit Eigengewicht, bevor dann je nach körperlicher Entwicklung auch Krafttraining mit Gewichten anstehen, um das sportliche Level auf internationales Leistungsniveau anzuheben. Deswegen ist die Betreuung durch Sportmediziner und -psychologen extrem wichtig. Gerade beim Krafttraining ist das Verletzungsrisiko durch falsche Anwendung an den verschiedenen Geräten enorm – Spätfolgen nicht ausgeschlossen.

Es ist zumeist nicht nur ein Trainer im Verein gefragt für die sportliche Entwicklung der Kinder zu sorgen, es gehört ein komplexes Netzwerk auf dem Weg zum Leistungssport dazu. Unterstützung durch die Eltern, die richtige medizinische Betreuung, richtige Ernährung und vor allem der Spaß sind einige der wichtigsten Faktoren, die aus den kleinen Athletinnen und Athleten Leistungssportler werden lässt.

Olaf Mueller

Quellen: Olaf Mueller, big-direkt.de, Athlete.one, Priv.-Doz. Dr. med. Edda Weimann

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-21

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