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Noch acht Tage bis Peking

Kontroversen verderben Olympia-Spaß – In China wie im Gefängnis?
Spannungen, Boykottaufrufe und obendrauf noch Pandemie: Die Stimmung vor den Winterspielen in Peking ist gedrückt. China ist verärgert über Menschenrechtskritik. Die Sportler stehen zwischen den Fronten.
Von Andreas Landwehr, dpa Peking
Von Andreas Landwehr, dpa Peking Herrschte bei den Olympischen Sommerspielen vor 14 Jahren in Peking noch Aufbruchstimmung, scheint es jetzt bei den Winterspielen eher Belagerungszustand zu sein – was nicht allein an der Corona-Pandemie liegt. Schwer in der Defensive liefert sich die kommunistische Führung einen bitteren Streit mit den westlichen Demokratien: um Menschenrechtsverstöße, die Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong, die Verfolgung von Minderheiten wie Uiguren und Tibeter oder das Säbelrasseln gegenüber dem freiheitlichen Taiwan. Mit Blick auf die Kontroversen hob Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping bei einem Treffen mit dem Präsidenten des Internationalen Komitees (IOC), Thomas Bach, in Pekings Staatsgästehaus hervor, die olympische Botschaft der „größeren Einigkeit“ sei in der heutigen Zeit „nötiger denn je“. Doch wieder wird laut nach einem Boykott gerufen – sportlich oder diplomatisch, indem zumindest keine Offiziellen anreisen. Wieder stehen die Sportlerinnen und Sportler hilflos zwischen den Fronten. Gab es 2008 noch Hoffnungen auf politische Veränderungen, entpuppten sie sich seither als naives Wunschdenken. Seit den Spielen 2008 und insbesondere seit Amtsantritt von Staats- und Parteichef Xi Jinping 2013 hat sich die Menschenrechtslage noch einmal deutlich verschlechtert. „Jetzt ist der Moment, um wirklich das volle Augenmerk auf die Menschenrechtslage zu legen und China auch entsprechend zu konfrontieren“, sagt Bergmann von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. „Da haben auch das Internationale Olympische Komitee eine besondere Verantwortung, eine klare Sprache zu wählen.“

„Freund” Putin Gast Doch dafür ist IOC-Präsident Thomas Bach nicht bekannt. Was er in dem Konflikt um das Verschwinden des chinesischen Tennisstars Peng Shui (AZ berichtete) als „stille Diplomatie“ beschrieb, sah eher so aus, als wenn er das chinesische Spiel sogar noch mitspielte, den Fall unter den Tisch zu kehren, wie Kritiker meinten. Markige Worte kommen eher von chinesischer Seite - allen voran den „Wolfskriegern“, wie die Diplomaten gerühmt werden, die dem Westen sprachgewaltig die Stirn bieten. Den politischen Boykott der USA und anderer Länder kritisierte Pekings Außenamtssprecher Zhao Lijian als „eine Verhöhnung des olympischen Geistes“ und „Angriff auf 1,4 Milliarden Chinesen“. Immerhin kommen aber „Freunde“ wie Russlands Präsident Wladimir Putin zur Eröffnung. Aus Deutschland reist niemand an. Schon wegen der Pandemie, heißt es diplomatisch, was andere Gründe aber nicht ausschließt. Bei allen Kontroversen leidet der olympische Spaß. Wird China im Ausland zunehmend als repressiv wahrgenommen, verstärken seine restriktiven Corona-Maßnahmen bei den Spielen auch nur noch dieses Gefühl der Unfreiheit, Kontrolle und Überwachung. Sportler und Teilnehmer dürfen sich nur in hermetisch „geschlossenen Kreisläufen“ bewegen, müssen sich in der „Blase“ täglich testen lassen. Bei einer Infektion verlieren sie jede Selbstbestimmung, werden in Krankenhäuser oder Isolation gesteckt. Historisch gesehen, werden es die wohl am stärksten kontrollierten Spiele.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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