Giraffen füttern leicht gemacht

Saskia Damaschke Windhoek Wenn Sie von Windhoek aus in Richtung Hosea-Kutako-Flughafen fahren, findet sich nicht weit weg das Gästehaus Voigtland, eine kleine idyllische Absteige, die zwar nicht weit von Windhoek entfernt ist, trotzdem abgelegen genug liegt, um seinen Besuchern völlige Ruhe abseits des Stadtlebens zu bieten. Die Absteige ist besonders bei An- oder Abreisenden beliebt, die ihren ersten oder letzten Tag in Namibia ganz entspannt im Gästehaus Voigtland genießen können. Historisches Gästehaus Das Gästehaus liegt auf dem Farmgrundstück der Familie Voigts. Eine der ersten deutschen Familien, die sich auf den Weg nach Namibia gemacht und hier niedergelassen hat. Das Herz des Haupthauses – ein Steinbau, der als Bar und Restaurant zum Abendessen dient– steht schon seit über hundert Jahren auf dem Hügel. Im Rezeptionszimmer finden sich noch weitere Hinweise auf die Historie des Hauses. Alte Bilder, Zeichnungen und Gemälde hängen an der Wand und in einem alten Sekretär finden sich verschiedene Bücher und Notizhefte, die vom Verlauf der Zeit gegerbt sind. Darunter findet sich auch ein Gästebuch, in dem sich Eintragungen bis zum Jahr 1912 zurückverfolgen lassen! Mittlerweile wird das Gästehaus in fünfter Generation geführt. Es befindet sich auf der Farm der Familie Voigts, auf der einige Nutztiere leben und auch ein kleines Gewächshaus steht. So werden den Gästen auch einige selbstgemachte Speisen serviert: Der Joghurt beim Frühstück, der Frischkäse als Vorspeise beim Abendessen, der Eistee und die selbstgemachten Kekse beim Empfang und noch einiges mehr. Regionaler geht nicht. Und sind wir mal ehrlich: selbstgemachte Sachen schmecken auch meistens einfach besser. Neben dem guten Essen kann man sich hier auch mit Massagen verwöhnen lassen oder einfach am Pool entspannen. Neue Attraktionen Eine der neueren Attraktionen, die den Besuchern zu einem entspannten Besuch auch noch ein Stück Wildlife bieten soll, sind die drei Giraffen, die auf den weiten Fernen der Voigtland Farm leben. Diese darf man beim „High Tea“ auf der eigens dafür angefertigten Sonnenterrasse sogar füttern. Die Giraffen – namentlich Gustav, Sophie und Shorty – wurden vor fünf Jahren während einer starken Dürre einem Farmer abgekauft, der zu viele Giraffen hatte und diese nicht weiter alle versorgen konnte. Die Giraffen fanden fortan ihr neues Zuhause auf der Voigtland-Farm. Zunächst wurden Kameras aufgestellt, um zu sehen wie sich die Giraffen auf dem Grundstück bewegen. Dabei fiel auf, dass die Tiere nachts beziehungsweise sehr früh am Morgen hoch zum Gästehaus kamen. Langsam entwickelte sich eine Routine, bei der die Giraffen morgens am Gästehaus Futter bekamen. Nach einer Zeit ließen sie sich sogar von den Angestellten füttern. Die Tiere fühlten sich offenbar wohl genug, den Menschen nahe zu kommen. So entwickelte sich der Ablauf, bei welchem die Tiere sowohl morgens zum „Frühstück“, als auch nachmittags zum „High Tea“ erscheinen. Der „High Tea“ findet gegen 15 Uhr statt. Die Gäste können an schön gedeckten Tischen eine leckere Auswahl an Kuchen und Getränken zu sich nehmen. Das Highlight sind aber natürlich die Giraffen. Manchmal lassen sie ein wenig auf sich warten. Der zuständige Mitarbeiter ruft nach ihnen und haut mit den Kameldornschoten, die ihnen verfüttert werden, gegen einen Trog, aus dem die Giraffen fressen können. Damit signalisiert er ihnen, dass jetzt Futterzeit ist. Eine nasse Angelegenheit In der Ferne kann man nach einiger Zeit die gefleckten Körper der Tiere hinter der grünen Baumwipfeln erkennen. Langsam nähern sich die Tiere – vorn voran die Giraffe Gustav. Er ist ein intelligentes Tier, der am wenigsten Berührungsängste mit den Besuchern hat. Auf dem sozialen Medium Instagram hat Gustav schon eine eigene Fangemeine. Ihm folgt die Giraffendame Sophie. Ihr Erkennungszeichen ist ein krummes Horn. Die dritte Giraffe Shorty kommt nicht immer bis ganz nach vorn, um sich füttern zu lassen. Er ist zwar der größte und stärkste der drei Giraffen, den Menschen steht er aber am skeptischsten gegenüber. An der Terrasse angekommen werden den Besuchern Fresskörbe gereicht, die mit Kameldornschoten gefüllt sind – und los geht der Spaß. Die Giraffen futtern fröhlich vor sich hin. Sophie streckt ihre Zunge gern in voller Länge aus, um damit die Schoten zu greifen – eine nasse Angelegenheit. Gustav greift die Schoten eher mit seinem Maul – aber Vorsicht, bei einer Berührung mit dem Fell zucken die Tiere schnell zurück. Der zuständige Betreuer erklärt, dass sich die Tiere nur manchmal streicheln lassen. Giraffen Rom-Com Der Betreuer erzählt auch, dass unter den Giraffen Romanzen und Eifersucht herrscht. So sind wohl Sophie und Shorty ein Pärchen und erwarten Nachwuchs! Gustav hingegen ist allein, weiß aber genau, dass er bei den Fütterungen mit Sophie allein sein kann. Er genießt die Zeit mit ihr allein, wenn er aber zu aufdringlich wird, kann man Shorty in der Ferne erkennen, wie er Gustav beobachtet. Fühlt sie sich nicht wohl, geht Sophie lieber wieder zurück in Richtung Shorty. Dann ist es Gustav, der verstohlen zu dem Pärchen schaut. Ein unterhaltsames Spiel, insbesondere da man gern vergisst, dass auch andere Säugetiere außer dem Menschen Charaktere haben und untereinander Beziehungen entwickeln. Das Schauspiel, was sich auf der Voigtland Farm abspielt, könnte von der Handlung her auch eine romantische Komödie mit Jennifer Aniston sein, eine Art Giraffen Rom-Com. Vielleicht findet auch Gustav bald sein Glück und findet eine passende Dame...