Visumspflicht setzt verkehrtes Zeichen
Namibia antwortet auf unerwiderte Befreiung mit gleicher Münze
Obwohl die wirtschaftliche Abhängigkeit Namibias von ausländischen Besuchern weitaus größer sein dürfte als andersherum, führt die namibische Regierung eine Visumspflicht für alle Touristen aus Ländern ein, die die Visumbefreiung seitens Namibia nicht erwidert haben. Ob dieser Entschluss einer augenblicklichen Wahlstrategie entspricht oder dem Pochen auf Prinzipien, bleibt abzuwarten.
Von Frank Steffen, Windhoek
In der vergangenen Woche machte das Kabinett seine neusten Entschlüsse bekannt. Zur allgemeinen Überraschung und zum Ärger verschiedener Tourismus-Interessenträger wurde als erster Vorschlag die Einführung einer Einreisevisumpflicht für Länder bekannt, die „Namibias Geste der Visumbefreiung nicht erwidert haben“. Dieser Vorschlag war vom Minister für Inneres, Einwanderung und Sicherheit, Albert Kawana, vorgelegt worden, doch liegen bisher keine genaueren Angaben vor, wie dieser Entschluss umgesetzt werden soll.
„Dass die Regierung solch einen Schritt unternimmt, ohne Gespräche mit uns als Interessenträger zu führen, ist gerade darum erstaunlich, weil sie uns bisher regelmäßig dazu aufgefordert hat, unser Bestes zu geben, damit das namibische Tourismuspotenzial voll ausgeschöpft werden kann“, gab Gitta Paetzold auf AZ-Nachfrage bekannt.
Kenia dürfte absahnen
Schade sei vor allem, dass Namibia durch solch einen Schritt seinem Hauptkonkurrenten auf dem afrikanischen Kontinent, Kenia, einen immensen Vorteil erlaube. „Wir haben keinen Serengeti-Nationalpark und keine Masaai, aber dafür haben wir andere tolle Angebote, die Touristen locken. Doch während Kenia ohne Rücksicht auf ausbleibende Gegenseitigkeit am Anfang des Jahres allen Besuchern die Visumsbefreiung zugestanden hat, schließen wir unsere Türen vor Besuchern – und hier geht es nicht nur um Besucher aus Deutschland“, zeigte sich Paetzold ein wenig verärgert.
EU-Länder und somit Deutschland sind voraussichtlich von diesem Beschluss berührt, aber auch Länder wie die USA, Russland, Ukraine, usw. und nicht zuletzt sogar das SADC-Mitgliedsland Seychellen.
Auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschlands ist allerdings nachzulesen: „Ausländer, die sich länger als 90 Tage in Deutschland aufhalten wollen, in Deutschland arbeiten oder studieren wollen, benötigen grundsätzlich ein Visum.“ Folgt man dem Link zu „Staatenliste zur Visumspflicht“ findet man dort afrikanische Länder wie Somalia und Sudan, aber auch die SADC-Mitgliedsländer Botswana, Eswatini (noch als „Swasiland“ aufgeführt), Lesotho, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe und Südafrika. Deshalb scheint die namibische Regierung zu glauben, den Spieß umdrehen zu müssen.
Uni-Visum wird zu Luftschloss
Dieser Beschluss scheint gerade deswegen ein verkehrtes Zeichen zu setzen, weil seit mehr als einem Jahr an dem sogenannten „Uni-Visa“ gefeilt wird, dessen Anwendung seit einiger Zeit im grenzüberschreitenden KAZA-Park (Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area) geprüft wird. Demnach sollten Besucher künftig bei der Ankunft in einer der Park-Partnerländer – Angola, Botswana, Namibia, Sambia oder Simbabwe – einmalig bei der Einreise einen Visumstempel im Reisepass zu erhalten, welcher dann für die restlichen Partnerländer gültig bleibt.
Erstes Erstaunen über den unerwarteten Entschluss wurde im affiliierten KAZA-Büro der SADC-Staatengemeinschaft in Südafrika laut. Nun muss sich noch herausstellen, wie sich dieser Entschluss auf den KAZA-Gipfel auswirkt, der amtlich heute in Livingstone beginnt und diese Woche bis Freitag andauern wird.
Während eines Seminars auf der Tourismusmesse im April hatte Loren Yan von der chinesischen Botschaft in Namibia noch behauptet, dass Namibia einen enormen Aufschwung im Tourismus aus China erfahren würde, wenn chinesische Staatsangehörige von der Visumpflicht befreit würden (die Visumspflicht gilt allerdings auch für Namibier, die China besuchen wollen). Yan hatte behauptet, dass ein chinesischer Tourist durchschnittlich 70 000 N$ in Namibia ausgeben würde – im Jahr 2019 (vor der Covid-19-Pandemie) hätten noch 18 411 Chinesen Namibia besucht.
In der vergangenen Woche machte das Kabinett seine neusten Entschlüsse bekannt. Zur allgemeinen Überraschung und zum Ärger verschiedener Tourismus-Interessenträger wurde als erster Vorschlag die Einführung einer Einreisevisumpflicht für Länder bekannt, die „Namibias Geste der Visumbefreiung nicht erwidert haben“. Dieser Vorschlag war vom Minister für Inneres, Einwanderung und Sicherheit, Albert Kawana, vorgelegt worden, doch liegen bisher keine genaueren Angaben vor, wie dieser Entschluss umgesetzt werden soll.
„Dass die Regierung solch einen Schritt unternimmt, ohne Gespräche mit uns als Interessenträger zu führen, ist gerade darum erstaunlich, weil sie uns bisher regelmäßig dazu aufgefordert hat, unser Bestes zu geben, damit das namibische Tourismuspotenzial voll ausgeschöpft werden kann“, gab Gitta Paetzold auf AZ-Nachfrage bekannt.
Kenia dürfte absahnen
Schade sei vor allem, dass Namibia durch solch einen Schritt seinem Hauptkonkurrenten auf dem afrikanischen Kontinent, Kenia, einen immensen Vorteil erlaube. „Wir haben keinen Serengeti-Nationalpark und keine Masaai, aber dafür haben wir andere tolle Angebote, die Touristen locken. Doch während Kenia ohne Rücksicht auf ausbleibende Gegenseitigkeit am Anfang des Jahres allen Besuchern die Visumsbefreiung zugestanden hat, schließen wir unsere Türen vor Besuchern – und hier geht es nicht nur um Besucher aus Deutschland“, zeigte sich Paetzold ein wenig verärgert.
EU-Länder und somit Deutschland sind voraussichtlich von diesem Beschluss berührt, aber auch Länder wie die USA, Russland, Ukraine, usw. und nicht zuletzt sogar das SADC-Mitgliedsland Seychellen.
Auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschlands ist allerdings nachzulesen: „Ausländer, die sich länger als 90 Tage in Deutschland aufhalten wollen, in Deutschland arbeiten oder studieren wollen, benötigen grundsätzlich ein Visum.“ Folgt man dem Link zu „Staatenliste zur Visumspflicht“ findet man dort afrikanische Länder wie Somalia und Sudan, aber auch die SADC-Mitgliedsländer Botswana, Eswatini (noch als „Swasiland“ aufgeführt), Lesotho, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe und Südafrika. Deshalb scheint die namibische Regierung zu glauben, den Spieß umdrehen zu müssen.
Uni-Visum wird zu Luftschloss
Dieser Beschluss scheint gerade deswegen ein verkehrtes Zeichen zu setzen, weil seit mehr als einem Jahr an dem sogenannten „Uni-Visa“ gefeilt wird, dessen Anwendung seit einiger Zeit im grenzüberschreitenden KAZA-Park (Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area) geprüft wird. Demnach sollten Besucher künftig bei der Ankunft in einer der Park-Partnerländer – Angola, Botswana, Namibia, Sambia oder Simbabwe – einmalig bei der Einreise einen Visumstempel im Reisepass zu erhalten, welcher dann für die restlichen Partnerländer gültig bleibt.
Erstes Erstaunen über den unerwarteten Entschluss wurde im affiliierten KAZA-Büro der SADC-Staatengemeinschaft in Südafrika laut. Nun muss sich noch herausstellen, wie sich dieser Entschluss auf den KAZA-Gipfel auswirkt, der amtlich heute in Livingstone beginnt und diese Woche bis Freitag andauern wird.
Während eines Seminars auf der Tourismusmesse im April hatte Loren Yan von der chinesischen Botschaft in Namibia noch behauptet, dass Namibia einen enormen Aufschwung im Tourismus aus China erfahren würde, wenn chinesische Staatsangehörige von der Visumpflicht befreit würden (die Visumspflicht gilt allerdings auch für Namibier, die China besuchen wollen). Yan hatte behauptet, dass ein chinesischer Tourist durchschnittlich 70 000 N$ in Namibia ausgeben würde – im Jahr 2019 (vor der Covid-19-Pandemie) hätten noch 18 411 Chinesen Namibia besucht.
Kommentar
Hans J. Henckert
Wirtschaftliche Logik fehlt den neuerdings Regierenden leider. Sie sind emotionsgesteuert. Das send die ersten Anzeichen daß Hage Geingob tatsächlich eine Lücke hinterläßt.