Bergbau bedrängt jetzt Rhinos
//Huab Conservancy und Rhino Rangers verlieren Lebensgrundlage
Ein weiteres Bergbauprojekt nimmt seinen Anfang, obwohl es das CBNRM-Programm als Grundsatz für Kommunalhegegebiete gefährdet. Ein Bergbauunternehmen darf am Huab-Rivier seine Aktivitäten trotz mangelhafter Umweltverträglichkeitsprüfung aufnehmen und gefährdet sogar den Nashornschutz. Das Umweltministerium versäumt indessen seine Pflicht.
Von Frank Steffen, Windhoek
„Was hilft uns eine Verfassung, in welcher der Schutz der Umwelt verankert ist, wenn die Politiker sich nicht um diesen Passus scheren und später die Mühlen der Justiz derart langsam mahlen, dass der Naturschutz unseres Landes darunter leidet“, wollte ein Kritiker von der AZ in einem Gespräch wissen, nachdem nun scheinbar ein weiteres Bergbauprojekt direkten Schaden an bestehenden Naturschutzprojekten verursacht. Direkter Leidtragender ist diesmal auch Namibias Nashorn-Schutzprogramm „Save the Rhino Trust“ (SRT).
Nachdem die kanadische Gas- und Ölexplorationsgesellschaft Reconnaissance Energy Africa (ReconAfrica) vom Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT) unangefochten in den Kavango-Regionen seinen Explorationsaktivitäten nachgehen durfte, selbst nachdem der Ständige Parlamentarische Ausschuss für Natürliche Ressourcen Mängel an der Umweltverträglichkeitsprüfung (EIA) sowie der Ausführung des Projekts beanstandet hatte, ist jetzt das Huab-Hegegebiet an der Reihe. Das betroffene Areal ist seit einigen Jahren dem Schutz der namibischen Nashörner gewidmet.
CBNRM-Programm gefährdet
Dank des Einsatzes der Lokalbevölkerung, die sich als kleine Gemeinschaft und anfangs ohne tourismus-bezogene Initiativen für die Überwachung der in dieser Gegend angesiedelten Nashörner eingesetzt hatte, wurde in diesem Hegegebiet scheinbar bis heute kein Fall der Nashorn-Wilderei verzeichnet. Der 600-köpfigen Gemeinschaft droht nun der Verlust der Lebensgrundlage, weil das Bergbauministerium und auch das MEFT trotz zahlreicher, schriftlicher Proteste die Öffnung einer Eisenerzmine zugelassen hat. Das Hegegebiet will nun gegen den Umweltminister vor Gericht ziehen, denn die ausgebliebene Hilfestellung gefährdet das CBNRM-Programm. Investoren werden sehr wahrscheinlich künftig keine millionenschweren Risiken eingehen wollen, glauben die Betroffenen.
Der Modus Operandi ähnelt dem von ReconAfrica und der russischen Gesellschaft Headsprings Investment, die im Stampriet-Grundwasserleiter mittels des In-Situ-Laugenprozesses Uran abbauen will. Auch diesmal wird der Vorwurf erhoben, dass die EIA während der Ausgangsbeschränkungen der COVID-19-Pandemie ausgeführt wurde. Die Öffentlichkeit habe nicht an öffentlichen Versammlungen teilnehmen können.
Keine Versammlungen
„Wir wurden gar nicht erst von ‚Healthy Earth Environmental Consultants‘ zu einer öffentlichen Versammlung oder Befragung eingeladen“, behauptete Jeffrey Hanadaob, der Vizevorsitzende der //Huab Conservancy in einem Telefongespräch mit der AZ. Er sowie die Vorsitzende, Emma Gomes, sind sich einig, dass die Gemeinschaft keine Einsicht in die Bergbaupläne des Claim-Eigners Gerhardt Kariseb gehabt hätte. Auf spezielle AZ-Nachfrage gaben Ultimate Safaris, die Betreiber des nahegelegenen Gästebetriebs „Huab under Canvas“, zur Auskunft, dass weder der Betrieb (der sich auf den nachhaltigen Tourismus spezialisiert) noch der SRT zu irgendwelchen Gesprächen eingeladen worden waren.
„Unsere Conservancy hat ihre Haupteinnahmequelle verloren und unsere Hegegebietsmitglieder, die in der ‚Huab under Canvas‘-Lodge beschäftigt waren, werden entlassen. ‚Huab under Canvas‘ wurde 2018 mit dem NACSO-Preis für die beste Conservancy-Lodge sowie mit dem Preis für verantwortungsvollen Tourismus (Responsible Tourism Award, RTA) ausgezeichnet und erhielt 2019 bei den Eco-Awards fünf Blumen, die höchstmögliche Auszeichnung für einen nachhaltigen Tourismusbetrieb“, richtet das Huab-Hegegebiet in einer Pressemitteilung den Vorwurf an den MEFT-Minister, Pohamba Shifeta.
Pflichtversäumnis hat Folgen
Die Vorstandsmitglieder sind sich einig, dass der Umweltminister zugelassen habe, dass die zehnjährigen Mühen und die Arbeit der Gemeinschaft sowie der „Rhino Rangers“, die auf die Wiedereinführung von Nashörnern in dieses Schutzgebiet abgezielt hatten, nun zunichte gemacht wurden. Und zwar dadurch, dass trotz wiederholter Proteste und amtlichen, schriftlichen Appellen an den Minister, doch zugelassen wurde, dass die Mine, die scheinbar inzwischen hauptsächlich einem chinesischen Unternehmen gehört, schwere Bergbauausrüstung heranschafft und den Betrieb aufgenommen habe – scheinbar derart nahe an dem Rastlager, dass dort morgens die Maschinen gehört werden können.
Millionenfaches Investment seitens privater Organisationen und Firmen, aber auch seitens des EIF (der „Environmental Investment Fund of Namibia" hatte 2,5 Millionen Namibia-Dollar in das Hegegebiet investiert) seien so verloren gegangen, heißt es in der Mitteilung. „Wir wollen keinen kurzlebigen Bergbau, der zerstört, in unserer Gegend.“
HEEC erscheint nicht
Dabei habe der Minister sogar nach etlichen Gesprächen eine Anhörung angeordnet gehabt, doch sei David Iyambo von HEEC nicht erschienen. „Der Minister hat uns letztendlich gebeten, unsere Beschwerden in Form von eidesstattlichen Erklärungen abzugeben, er werde der Angelegenheit noch vor Ende Juni 2022 ein Ende setzen. Doch nichts ist passiert und nun scheint es zu spät zu sein. Wir haben gleich 2020 die ersten Schritte unternommen, als wir merkten, dass die EIA nicht ordentlich ausgeführt wurde. Wir wussten, dass wir das MEFT mit einbeziehen müssen, bevor die Mine Maschinen heranschafft. Jetzt kommt es unweigerlich wieder zu Gerichtsfällen, die sich über Jahre hinziehen und wer leidet letztendlich? Die betroffene Gemeinschaft und auch die Nashörner“, beschwert sich eine betroffene Partei.
Die Presseabteilung des MEFT versprach gestern, demnächst Stellung zu diesen Vorwürfen zu beziehen.
„Was hilft uns eine Verfassung, in welcher der Schutz der Umwelt verankert ist, wenn die Politiker sich nicht um diesen Passus scheren und später die Mühlen der Justiz derart langsam mahlen, dass der Naturschutz unseres Landes darunter leidet“, wollte ein Kritiker von der AZ in einem Gespräch wissen, nachdem nun scheinbar ein weiteres Bergbauprojekt direkten Schaden an bestehenden Naturschutzprojekten verursacht. Direkter Leidtragender ist diesmal auch Namibias Nashorn-Schutzprogramm „Save the Rhino Trust“ (SRT).
Nachdem die kanadische Gas- und Ölexplorationsgesellschaft Reconnaissance Energy Africa (ReconAfrica) vom Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT) unangefochten in den Kavango-Regionen seinen Explorationsaktivitäten nachgehen durfte, selbst nachdem der Ständige Parlamentarische Ausschuss für Natürliche Ressourcen Mängel an der Umweltverträglichkeitsprüfung (EIA) sowie der Ausführung des Projekts beanstandet hatte, ist jetzt das Huab-Hegegebiet an der Reihe. Das betroffene Areal ist seit einigen Jahren dem Schutz der namibischen Nashörner gewidmet.
CBNRM-Programm gefährdet
Dank des Einsatzes der Lokalbevölkerung, die sich als kleine Gemeinschaft und anfangs ohne tourismus-bezogene Initiativen für die Überwachung der in dieser Gegend angesiedelten Nashörner eingesetzt hatte, wurde in diesem Hegegebiet scheinbar bis heute kein Fall der Nashorn-Wilderei verzeichnet. Der 600-köpfigen Gemeinschaft droht nun der Verlust der Lebensgrundlage, weil das Bergbauministerium und auch das MEFT trotz zahlreicher, schriftlicher Proteste die Öffnung einer Eisenerzmine zugelassen hat. Das Hegegebiet will nun gegen den Umweltminister vor Gericht ziehen, denn die ausgebliebene Hilfestellung gefährdet das CBNRM-Programm. Investoren werden sehr wahrscheinlich künftig keine millionenschweren Risiken eingehen wollen, glauben die Betroffenen.
Der Modus Operandi ähnelt dem von ReconAfrica und der russischen Gesellschaft Headsprings Investment, die im Stampriet-Grundwasserleiter mittels des In-Situ-Laugenprozesses Uran abbauen will. Auch diesmal wird der Vorwurf erhoben, dass die EIA während der Ausgangsbeschränkungen der COVID-19-Pandemie ausgeführt wurde. Die Öffentlichkeit habe nicht an öffentlichen Versammlungen teilnehmen können.
Keine Versammlungen
„Wir wurden gar nicht erst von ‚Healthy Earth Environmental Consultants‘ zu einer öffentlichen Versammlung oder Befragung eingeladen“, behauptete Jeffrey Hanadaob, der Vizevorsitzende der //Huab Conservancy in einem Telefongespräch mit der AZ. Er sowie die Vorsitzende, Emma Gomes, sind sich einig, dass die Gemeinschaft keine Einsicht in die Bergbaupläne des Claim-Eigners Gerhardt Kariseb gehabt hätte. Auf spezielle AZ-Nachfrage gaben Ultimate Safaris, die Betreiber des nahegelegenen Gästebetriebs „Huab under Canvas“, zur Auskunft, dass weder der Betrieb (der sich auf den nachhaltigen Tourismus spezialisiert) noch der SRT zu irgendwelchen Gesprächen eingeladen worden waren.
„Unsere Conservancy hat ihre Haupteinnahmequelle verloren und unsere Hegegebietsmitglieder, die in der ‚Huab under Canvas‘-Lodge beschäftigt waren, werden entlassen. ‚Huab under Canvas‘ wurde 2018 mit dem NACSO-Preis für die beste Conservancy-Lodge sowie mit dem Preis für verantwortungsvollen Tourismus (Responsible Tourism Award, RTA) ausgezeichnet und erhielt 2019 bei den Eco-Awards fünf Blumen, die höchstmögliche Auszeichnung für einen nachhaltigen Tourismusbetrieb“, richtet das Huab-Hegegebiet in einer Pressemitteilung den Vorwurf an den MEFT-Minister, Pohamba Shifeta.
Pflichtversäumnis hat Folgen
Die Vorstandsmitglieder sind sich einig, dass der Umweltminister zugelassen habe, dass die zehnjährigen Mühen und die Arbeit der Gemeinschaft sowie der „Rhino Rangers“, die auf die Wiedereinführung von Nashörnern in dieses Schutzgebiet abgezielt hatten, nun zunichte gemacht wurden. Und zwar dadurch, dass trotz wiederholter Proteste und amtlichen, schriftlichen Appellen an den Minister, doch zugelassen wurde, dass die Mine, die scheinbar inzwischen hauptsächlich einem chinesischen Unternehmen gehört, schwere Bergbauausrüstung heranschafft und den Betrieb aufgenommen habe – scheinbar derart nahe an dem Rastlager, dass dort morgens die Maschinen gehört werden können.
Millionenfaches Investment seitens privater Organisationen und Firmen, aber auch seitens des EIF (der „Environmental Investment Fund of Namibia" hatte 2,5 Millionen Namibia-Dollar in das Hegegebiet investiert) seien so verloren gegangen, heißt es in der Mitteilung. „Wir wollen keinen kurzlebigen Bergbau, der zerstört, in unserer Gegend.“
HEEC erscheint nicht
Dabei habe der Minister sogar nach etlichen Gesprächen eine Anhörung angeordnet gehabt, doch sei David Iyambo von HEEC nicht erschienen. „Der Minister hat uns letztendlich gebeten, unsere Beschwerden in Form von eidesstattlichen Erklärungen abzugeben, er werde der Angelegenheit noch vor Ende Juni 2022 ein Ende setzen. Doch nichts ist passiert und nun scheint es zu spät zu sein. Wir haben gleich 2020 die ersten Schritte unternommen, als wir merkten, dass die EIA nicht ordentlich ausgeführt wurde. Wir wussten, dass wir das MEFT mit einbeziehen müssen, bevor die Mine Maschinen heranschafft. Jetzt kommt es unweigerlich wieder zu Gerichtsfällen, die sich über Jahre hinziehen und wer leidet letztendlich? Die betroffene Gemeinschaft und auch die Nashörner“, beschwert sich eine betroffene Partei.
Die Presseabteilung des MEFT versprach gestern, demnächst Stellung zu diesen Vorwürfen zu beziehen.
Kommentar
Heinrich Huckeduster
Die Erklärung ist doch ganz einfach!!! Rhinos zahlen eben kein bribe!!!!