Druck auf Verantwortliche steigt
Drei Gepardenjunge in Indien gestorben – CCF hofft weiter auf Erfolg der Umsiedlung
Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung übt erneut Kritik am Gepardenprojekt, das Schätzungen nach von einer Sterberate von 50 % der Tiere ausgeht. Der CCF verteidigt das Vorgehen und bleibt optimistisch.
Von Katharina Moser, Windhoek
Nachdem international Kritik am Wiederansiedlungsprojekt namibischer und südafrikanischer Geparden in Indien lautgeworden ist, hat der beteiligte Cheetah Conservation Fund (CCF) das Vorgehen verteidigt und sich optimistisch gezeigt, dass das Projekt erfolgreich sein werde. Zuvor waren innerhalb weniger Tage neben einem dritten ausgewachsenen Gepard drei der vier in Indien geborenen Junge verstorben.
Wie indische Medien berichteten, erlagen die Jungtiere wohl Schwäche und Mangelernährung. Der verantwortliche Cheetah Conservation Fund (CCF) bestätigte die Berichte. „Obwohl wir noch nicht genug Fakten haben, um eine schlüssige Aussage über die Todesursache zu machen, scheint es, dass es mit Unterernährung und Dehydrierung zusammenhängt, möglicherweise verschlimmert durch extreme Hitze und heiße Winde, was bedeutet, dass die Mutter sich weniger bewegen kann, um zu jagen“, so Susan Yannetti vom CCF auf Anfrage. Die Gepardenmutter und das verbleibende Jungtier befänden sich momentan in der Obhut von Tierärzten in Indien.
Die Gepardin war zum ersten Mal Mutter geworden. Ihre Unerfahrenheit und die Hitze hätten zu „dieser unglücklichen Situation“ beigetragen, „und das hätte in Afrika leicht passieren können“, so Yannetti. Sie weist darauf hin, dass auch in Afrika nur eines von 10 Jungtieren das Alter von drei Monaten überlebt. „Wir empfehlen, nicht auf jede gemeldete Sterblichkeit zu reagieren, da es sich um ein langfristiges Projekt handelt.“ Die Wiederansiedlung habe noch Erfolgschancen und es sei wichtig, weiterzumachen.
Der Pressesprecher des namibischen Umweltministeriums bezeichnete die Todesfälle als „besorgniserregend“, zeigte sich aber zuversichtlich, dass die indische Regierung eine Lösung finden werde.
Verzögerte Freilassungen
Medienberichten zufolge sind die meisten der Großkatzen mehrere Monate ihrem Transport noch immer in sechs Quadratkilometer großen Gehegen untergebracht. Von den insgesamt 17 erwachsenen Geparden (und vier Jungtieren) wurden demnach bisher nur vier in die Freiheit entlassen. Dies steht im Gegensatz zum vorher angekündigten Plan, wonach die Tiere innerhalb weniger Wochen bis zu einem Monat freigelassen werden sollten. Wie der CCF betont, diente ein solcher Zeitplan aber mehr der Orientierung und hänge ganz vom Verhalten der Tiere ab. Zudem seien die Gehege wichtig, um den Geparden bei der Anpassung zu helfen: „Durch die Gehege können die Geparden die Jagd auf indische Arten üben, sich an die Umgebung der indischen Wälder gewöhnen und von den Feldteams besser überwacht werden“, erklärt Susan Yannetti vom CCF auf Anfrage der AZ. „Wenn die Katzen Hilfe brauchen, entweder tierärztliche Versorgung oder zusätzliche Fütterung, ist es einfacher, sie in den Bomas zu versorgen als im Park.“ Vier Geparden aus Namibia – Oban, Freddie, Elton und Aasha – wurden bereits erfolgreich in die nicht eingezäunte Wildnis des Parks entlassen. „Den Vieren geht es gut, sie erkunden und jagen selbstständig.“ Es sei geplant, in den nächsten Tagen ein weiteres namibisches Weibchen freizulassen.
Das deutsche Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung hatte zuvor kritisiert, dass der Wiederansiedlungsplan die Territorialstrukturen der Geparden nicht berücksichtige und der Kuno-Nationalpark somit zu klein für die große Zahl der Tiere sei. Die Geparden würden sich daher über die Grenzen des Parks hinausbewegen und es werde zu Zusammenstößen mit den umliegenden Farmern kommen. Auch der CCF bestätigte, dass sich Oban bereits zweimal außerhalb der Parkgrenzen wagte. „Die Feldteams von Project Cheetah überwachen die Bewegungen der Tiere, und im Fall von Oban konnte das Team erfolgreich eingreifen, um ihn zurückzubringen“, so Yannetti. „Nach der zweiten Bergung wurde Oban zusammen mit zwei Gepardenweibchen wieder in eine 200 Hektar große Boma gebracht, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass er nach der Freilassung durch die ihm bekannten Weibchen in der Gegend verankert wird.“
Der Kritik des IZW widerspricht der CCF. „Kurz gesagt, das deutsche Team hat den indischen Standort nicht besucht und die Unterschiede zwischen dem namibischen Grasland und dem indischen Waldhabitat nicht berücksichtigt“, sagt Yannetti. Es sei unmöglich, die genaue Tragekapazität für Geparden im Kuno zu bestimmen, bis die Geparden ihre Heimatgebiete ordnungsgemäß eingerichtet hätten. Und die Heimatgebiete der Tiere könnten sich durchaus je nach Beutedichte und mehreren anderen Faktoren erheblich überschneiden.
Unterdessen haben die Gepardenexperten des IZW ihre Zweifel an der erfolgreichen Umsetzung der Wiederansiedlung bekräftigt. „Man muss realistischerweise mit dem einen oder anderen Todesfall rechnen, aber im Moment wird berichtet, dass mit etwa 50% Todesfällen gerechnet werden muss“, sagt Dr. Bettina Wachter. „Das wurde vorab nicht so kommuniziert und wäre höchst wahrscheinlich auch nicht akzeptiert worden – es geht hier immerhin um eine bedrohte Tierart.“
Der CCF ist unterdessen weiterhin von den Erfolgschancen des Projekts überzeugt: „Sterblichkeit gehört leider zu einem Projekt wie diesem. Die Wiederansiedlung ist ein sehr langwieriger Prozess, und ein Scheitern kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht beurteilt werden, aber der CCF glaubt weiterhin an diese Initiative. Es ist sehr wichtig, weiterzumachen - aus vielen Gründen, die die Bedürfnisse der Art, den Lebensraum im Weideland und die Auswirkungen auf die Artenvielfalt umfassen.“
Nachdem international Kritik am Wiederansiedlungsprojekt namibischer und südafrikanischer Geparden in Indien lautgeworden ist, hat der beteiligte Cheetah Conservation Fund (CCF) das Vorgehen verteidigt und sich optimistisch gezeigt, dass das Projekt erfolgreich sein werde. Zuvor waren innerhalb weniger Tage neben einem dritten ausgewachsenen Gepard drei der vier in Indien geborenen Junge verstorben.
Wie indische Medien berichteten, erlagen die Jungtiere wohl Schwäche und Mangelernährung. Der verantwortliche Cheetah Conservation Fund (CCF) bestätigte die Berichte. „Obwohl wir noch nicht genug Fakten haben, um eine schlüssige Aussage über die Todesursache zu machen, scheint es, dass es mit Unterernährung und Dehydrierung zusammenhängt, möglicherweise verschlimmert durch extreme Hitze und heiße Winde, was bedeutet, dass die Mutter sich weniger bewegen kann, um zu jagen“, so Susan Yannetti vom CCF auf Anfrage. Die Gepardenmutter und das verbleibende Jungtier befänden sich momentan in der Obhut von Tierärzten in Indien.
Die Gepardin war zum ersten Mal Mutter geworden. Ihre Unerfahrenheit und die Hitze hätten zu „dieser unglücklichen Situation“ beigetragen, „und das hätte in Afrika leicht passieren können“, so Yannetti. Sie weist darauf hin, dass auch in Afrika nur eines von 10 Jungtieren das Alter von drei Monaten überlebt. „Wir empfehlen, nicht auf jede gemeldete Sterblichkeit zu reagieren, da es sich um ein langfristiges Projekt handelt.“ Die Wiederansiedlung habe noch Erfolgschancen und es sei wichtig, weiterzumachen.
Der Pressesprecher des namibischen Umweltministeriums bezeichnete die Todesfälle als „besorgniserregend“, zeigte sich aber zuversichtlich, dass die indische Regierung eine Lösung finden werde.
Verzögerte Freilassungen
Medienberichten zufolge sind die meisten der Großkatzen mehrere Monate ihrem Transport noch immer in sechs Quadratkilometer großen Gehegen untergebracht. Von den insgesamt 17 erwachsenen Geparden (und vier Jungtieren) wurden demnach bisher nur vier in die Freiheit entlassen. Dies steht im Gegensatz zum vorher angekündigten Plan, wonach die Tiere innerhalb weniger Wochen bis zu einem Monat freigelassen werden sollten. Wie der CCF betont, diente ein solcher Zeitplan aber mehr der Orientierung und hänge ganz vom Verhalten der Tiere ab. Zudem seien die Gehege wichtig, um den Geparden bei der Anpassung zu helfen: „Durch die Gehege können die Geparden die Jagd auf indische Arten üben, sich an die Umgebung der indischen Wälder gewöhnen und von den Feldteams besser überwacht werden“, erklärt Susan Yannetti vom CCF auf Anfrage der AZ. „Wenn die Katzen Hilfe brauchen, entweder tierärztliche Versorgung oder zusätzliche Fütterung, ist es einfacher, sie in den Bomas zu versorgen als im Park.“ Vier Geparden aus Namibia – Oban, Freddie, Elton und Aasha – wurden bereits erfolgreich in die nicht eingezäunte Wildnis des Parks entlassen. „Den Vieren geht es gut, sie erkunden und jagen selbstständig.“ Es sei geplant, in den nächsten Tagen ein weiteres namibisches Weibchen freizulassen.
Das deutsche Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung hatte zuvor kritisiert, dass der Wiederansiedlungsplan die Territorialstrukturen der Geparden nicht berücksichtige und der Kuno-Nationalpark somit zu klein für die große Zahl der Tiere sei. Die Geparden würden sich daher über die Grenzen des Parks hinausbewegen und es werde zu Zusammenstößen mit den umliegenden Farmern kommen. Auch der CCF bestätigte, dass sich Oban bereits zweimal außerhalb der Parkgrenzen wagte. „Die Feldteams von Project Cheetah überwachen die Bewegungen der Tiere, und im Fall von Oban konnte das Team erfolgreich eingreifen, um ihn zurückzubringen“, so Yannetti. „Nach der zweiten Bergung wurde Oban zusammen mit zwei Gepardenweibchen wieder in eine 200 Hektar große Boma gebracht, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass er nach der Freilassung durch die ihm bekannten Weibchen in der Gegend verankert wird.“
Der Kritik des IZW widerspricht der CCF. „Kurz gesagt, das deutsche Team hat den indischen Standort nicht besucht und die Unterschiede zwischen dem namibischen Grasland und dem indischen Waldhabitat nicht berücksichtigt“, sagt Yannetti. Es sei unmöglich, die genaue Tragekapazität für Geparden im Kuno zu bestimmen, bis die Geparden ihre Heimatgebiete ordnungsgemäß eingerichtet hätten. Und die Heimatgebiete der Tiere könnten sich durchaus je nach Beutedichte und mehreren anderen Faktoren erheblich überschneiden.
Unterdessen haben die Gepardenexperten des IZW ihre Zweifel an der erfolgreichen Umsetzung der Wiederansiedlung bekräftigt. „Man muss realistischerweise mit dem einen oder anderen Todesfall rechnen, aber im Moment wird berichtet, dass mit etwa 50% Todesfällen gerechnet werden muss“, sagt Dr. Bettina Wachter. „Das wurde vorab nicht so kommuniziert und wäre höchst wahrscheinlich auch nicht akzeptiert worden – es geht hier immerhin um eine bedrohte Tierart.“
Der CCF ist unterdessen weiterhin von den Erfolgschancen des Projekts überzeugt: „Sterblichkeit gehört leider zu einem Projekt wie diesem. Die Wiederansiedlung ist ein sehr langwieriger Prozess, und ein Scheitern kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht beurteilt werden, aber der CCF glaubt weiterhin an diese Initiative. Es ist sehr wichtig, weiterzumachen - aus vielen Gründen, die die Bedürfnisse der Art, den Lebensraum im Weideland und die Auswirkungen auf die Artenvielfalt umfassen.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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