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Endemische Pflanzen bedroht

Nationalpark Sperrgebiet: Sorge um seltene Pflanzen ist groß
Im Nationalpark Tsau //Khaeb (Sperrgebiet) gibt es Pflanzen, die sonst nirgends auf der Welt zu finden sind. Wissenschaftlerin Antje Burke bangt um die Zukunft der Endemiten. Durch Tourismus, Bergbau und Pflanzenwilderei könnten sie aussterben.
Wazon Gastredakteur
Von Tanja Kipke

Windhoek

Dr. Antje Burke ist besorgt. besorgt um die endemischen Pflanzen im Nationalpark Tsau //Khaeb (Sperrgebiet). Sie ist seit fast 30 Jahren im Sperrgebiet tätig und berät Namdeb, das Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus sowie andere Akteure in der Region in Fragen der Biodiversitäts- und Naturschutzplanung sowie des Umweltmanagements.

„Pflanzen sind meine Leidenschaft“, sagte sie zu Beginn ihres Vortrags am Dienstagabend bei der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft. Sie seien immer auch ein Indikator für andere Lebensräume. Das Sperrgebiet ist ein Nationalpark mit einer sehr hohen Pflanzenvielfalt und vor allem sehr vielen endemischen Exemplaren, also Pflanzen, die weltweit nur in dieser Region vorkommen. „Insgesamt gibt es 31 Pflanzenarten, die nur im Sperrgebiet vorkommen, 11 davon mit einem äußerst begrenzten Verbreitungsgebiet“, erklärt die Wissenschaftlerin. Teilweise wachsen sie nur auf einem der Berge und sonst nirgendwo.

Vielfältige Bedrohungen

„Haben die Endemiten angesichts vielfältiger Bedrohungen eine Chance?“, mit dieser Frage beschäftigt sich Burke ausführlich. Sie stellt eine Liste an Bedrohungen vor, welche die Pflanzen im Sperrgebiet gefährden und ihre Zukunft ungewiss machen. Als erstes nennt Burke den Klimawandel, „wir wissen nicht, wie sie darauf reagieren werden“. Klar sei aber, dass sie in Zukunft größerem Stress ausgesetzt sein werden. Der Bergbau zerstöre ebenfalls Habitate. Allerdings ist es dem Diamantenabbau zu verdanken, dass sich diese Diversität im Sperrgebiet überhaupt halten konnte.

Seit geraumer Zeit ist ein Teil des Sperrgebiets auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Am „Aurus Saddle“ gibt es einen Wanderweg, sowie ein Aussichtspunkt für Touristen. „Genau da ist ein Hotspot an seltenen Pflanzen“, beklagt sich Burke. Sie hatte einen Weg mit Abgrenzungen gefordert sowie eine Aussichtsplattform. Auch eine Überwachungskamera empfiehlt sie zu installieren, damit Leute wissen, sie werden gesehen, wenn sie eine Pflanze stehlen. Aber nichts davon ist passiert. Offenbar hat es am Geld gemangelt. „Jeder möchte ein Foto machen und bleibt daher nicht auf dem Weg und tritt auf die Pflanzen.“ Wenn es so weitergeht, wird man den endemischen Hotspot in einigen Jahren verlieren, prophezeit Burke. Nachhaltiger Tourismus sei das nicht.

Auch Pflanzenwilderei sei ein ernstzunehmendes Problem. Für Burke ist sie eine der größten Bedrohungen. Die Endemiten werden auf asiatischen Märkten an Sammler oder zu medizinischen Zwecken verkauft.

Den letzten Aspekt den Burke anspricht, ist das „Green Hydrogen Projekt“. Sollten sich die Windparks in Zukunft ausbreiten – Pläne sind bereits im Gange – würden sie auch Gebiete treffen, in denen sehr viele endemische Pflanzen Zuhause sind. Man könne dann nicht mehr von grüner Entwicklung sprechen.

Nach dem Vortrag ist es still im Raum, viele Gesichter sind grimmig. Die Herausforderungen, die in Zukunft auf die Sperrgebiets-Pflanzen zukommen, sind beunruhigend. „Sie wären verloren, wenn sie zerstört werden.“ Um sie vom Aussterben zu bewahren, fordert Burke ein intensiveres Umweltmanagement und eine Aufstockung des Personals im Ministerium. Burke beendet ihren Vortrag mit den Worten: „Endemiten haben nur dann eine Chance, wenn ihr Status anerkannt wird und Maßnahmen zu ihrem Schutz bei Planung, Entwicklung und Ausführung beschlossen und eingehalten werden.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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