Erfolg des CBNRM nicht objektiv
Eigeninteressen beeinflussen wissenschaftlichen Diskurs
Das CBNRM-Naturschutzkonzept in Namibia wird schon lange kontrovers diskutiert. Eine in der COVID-19-Zeit untergegangene, wissenschaftliche Studie legt nahe, dass manche wissenschaftliche Aussagen über den Erfolg des namibischen Konzepts nicht unabhängig recherchiert sind. Dies ist der erste Teil einer dreiteiligen Artikelserie hierzu.
Von Katharina Moser, Windhoek
Wissenschaftliche Aussagen, die dem CBNRM-Programm in Namibia Erfolg im Naturschutz attestieren, mangelt es an Objektivität. Zu diesem kritischen Schluss kommt eine Studie, die 2020 in dem wissenschaftlichen Magazin „Society & Natural Resources“ der britischen Verlagsgruppe Taylor & Francis erschien und angesichts der jüngsten Entwicklungen in Namibia erneut an Aktualität zu gewinnen scheint.
In der letzten Zeit hatten unter anderem Meldungen Aufmerksamkeit auf sich gezogen, dass ausgehungerte Wüstenlöwen erschossen werden mussten, da sie als Problemtiere das Vieh der Farmer bedrohten (AZ berichtete). Dies rief die Frage hervor, wie erfolgreich das CBNRM-Programm im Naturschutz wirklich ist – es lässt neben Ökotourismus unter anderem die Trophäenjagd zu, um mit den dadurch generierten Gewinnen Umweltschutzmaßnahmen umzusetzen sowie durch finanzielle Beteiligung der Bevölkerung, derer Unterstützung zu erreichen.
In den bestehenden wissenschaftlichen Arbeiten zur Beurteilung des CBNRM-Programms „wird hauptsächlich sein Erfolg dargestellt, während das Scheitern von Bestandteilen des Programms, die andernorts stark kritisiert werden (insbesondere Trophäenjagd und Ökotourismus), außer Acht gelassen wird“, so das Forschungspapier. „Darüber hinaus scheinen Fragen zu Interessenkonflikten der Forscher ignoriert zu werden, die die Objektivität der Aussagen beeinträchtigen.“ Diejenigen, die die Erfolge des Naturschutzkonzepts loben, seien selbst an seiner Umsetzung beteiligt oder finanziell involviert und brächten somit ein gewisses Eigeninteresse mit sich, legen die Autoren Stasja Koot, Paul Hebinck und Sian Sullivan dar. Die Bevölkerung erhalte somit ein verzerrtes Bild.
Anders als die sogenannte konstruktivistische Wissenschaftsauffassung, Forschung sei nie frei von den sozialen Hintergründen der Wissenschaftler, vertreten die Autoren die „objektivistische“ Ansicht. Demnach müssten an die Forschung durchaus Ansprüche von Objektivität und Unabhängigkeit der Fakten gestellt werden. Daher sei es notwendig, dass Wissenschaftler viel transparenter mit ihren Eigeninteressen umgingen und ihr persönliches Verhältnis zu dem, was sie untersuchen, der Allgemeinheit mitteilten.
Wissenschaft beieinflusst Politik
Dies sei gerade in ökologischen Belangen wie dem namibischen Naturschutz wichtig, da wissenschaftliche Auswertungen von Programmen wie CBNRM akute Auswirkungen auf politische Maßnahmen hätten. Anders als so oft gehörte Erfolgsgeschichten gebe es bei CBNRM durchaus viele Bedenken, die im Diskurs oft untergingen: Die Studie nennt unter anderem umstrittene Machtbeziehungen der Verantwortlichen, ein starker Fokus auf wirtschaftliche Vorteile unter Missachtung anderer relevanter Faktoren wie z. B. kulturelle Dimensionen und begrenzte Einkommen aus CBNRM-bezogenen Aktivitäten sowie in einigen Fällen eine Zunahme der Wilderei.
Hinzu komme eine Tendenz, Gemeinschaften in Bezug auf die ethnische Zugehörigkeit zu pauschalisieren, was zu einem mangelnden Verständnis dafür führe, wie Spannungen entstehen können, wenn sich staatliche und privatwirtschaftliche Interessen mit vielfältigen lokalen Strukturen überschneiden. Auch sei die Trophäenpraxis weiterhin „neokolonial geprägt“.
All diese negativen Faktoren gehen laut der Studie im wissenschaftlichen und politischen Diskurs oft unter, da die Verantwortlichen, beeinflusst von ihren eigenen Gunsten, lieber eine Erfolgsgeschichte aufbauen. „Wir denken, dass das Ignorieren dieser komplexen Zusammenhänge bei gleichzeitiger Förderung des Erfolgs langfristig nicht nachhaltig ist“, so die Autoren der Studie. Wie gerade die Trophäenjagd problematisch beleuchtet wird, erfahren Sie morgen in der AZ.
Wissenschaftliche Aussagen, die dem CBNRM-Programm in Namibia Erfolg im Naturschutz attestieren, mangelt es an Objektivität. Zu diesem kritischen Schluss kommt eine Studie, die 2020 in dem wissenschaftlichen Magazin „Society & Natural Resources“ der britischen Verlagsgruppe Taylor & Francis erschien und angesichts der jüngsten Entwicklungen in Namibia erneut an Aktualität zu gewinnen scheint.
In der letzten Zeit hatten unter anderem Meldungen Aufmerksamkeit auf sich gezogen, dass ausgehungerte Wüstenlöwen erschossen werden mussten, da sie als Problemtiere das Vieh der Farmer bedrohten (AZ berichtete). Dies rief die Frage hervor, wie erfolgreich das CBNRM-Programm im Naturschutz wirklich ist – es lässt neben Ökotourismus unter anderem die Trophäenjagd zu, um mit den dadurch generierten Gewinnen Umweltschutzmaßnahmen umzusetzen sowie durch finanzielle Beteiligung der Bevölkerung, derer Unterstützung zu erreichen.
In den bestehenden wissenschaftlichen Arbeiten zur Beurteilung des CBNRM-Programms „wird hauptsächlich sein Erfolg dargestellt, während das Scheitern von Bestandteilen des Programms, die andernorts stark kritisiert werden (insbesondere Trophäenjagd und Ökotourismus), außer Acht gelassen wird“, so das Forschungspapier. „Darüber hinaus scheinen Fragen zu Interessenkonflikten der Forscher ignoriert zu werden, die die Objektivität der Aussagen beeinträchtigen.“ Diejenigen, die die Erfolge des Naturschutzkonzepts loben, seien selbst an seiner Umsetzung beteiligt oder finanziell involviert und brächten somit ein gewisses Eigeninteresse mit sich, legen die Autoren Stasja Koot, Paul Hebinck und Sian Sullivan dar. Die Bevölkerung erhalte somit ein verzerrtes Bild.
Anders als die sogenannte konstruktivistische Wissenschaftsauffassung, Forschung sei nie frei von den sozialen Hintergründen der Wissenschaftler, vertreten die Autoren die „objektivistische“ Ansicht. Demnach müssten an die Forschung durchaus Ansprüche von Objektivität und Unabhängigkeit der Fakten gestellt werden. Daher sei es notwendig, dass Wissenschaftler viel transparenter mit ihren Eigeninteressen umgingen und ihr persönliches Verhältnis zu dem, was sie untersuchen, der Allgemeinheit mitteilten.
Wissenschaft beieinflusst Politik
Dies sei gerade in ökologischen Belangen wie dem namibischen Naturschutz wichtig, da wissenschaftliche Auswertungen von Programmen wie CBNRM akute Auswirkungen auf politische Maßnahmen hätten. Anders als so oft gehörte Erfolgsgeschichten gebe es bei CBNRM durchaus viele Bedenken, die im Diskurs oft untergingen: Die Studie nennt unter anderem umstrittene Machtbeziehungen der Verantwortlichen, ein starker Fokus auf wirtschaftliche Vorteile unter Missachtung anderer relevanter Faktoren wie z. B. kulturelle Dimensionen und begrenzte Einkommen aus CBNRM-bezogenen Aktivitäten sowie in einigen Fällen eine Zunahme der Wilderei.
Hinzu komme eine Tendenz, Gemeinschaften in Bezug auf die ethnische Zugehörigkeit zu pauschalisieren, was zu einem mangelnden Verständnis dafür führe, wie Spannungen entstehen können, wenn sich staatliche und privatwirtschaftliche Interessen mit vielfältigen lokalen Strukturen überschneiden. Auch sei die Trophäenpraxis weiterhin „neokolonial geprägt“.
All diese negativen Faktoren gehen laut der Studie im wissenschaftlichen und politischen Diskurs oft unter, da die Verantwortlichen, beeinflusst von ihren eigenen Gunsten, lieber eine Erfolgsgeschichte aufbauen. „Wir denken, dass das Ignorieren dieser komplexen Zusammenhänge bei gleichzeitiger Förderung des Erfolgs langfristig nicht nachhaltig ist“, so die Autoren der Studie. Wie gerade die Trophäenjagd problematisch beleuchtet wird, erfahren Sie morgen in der AZ.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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