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Nach dem versinken einer Bohrinsel im Golf von Mexico 2010 breitete sich ein  Ölteppich vor der Küste aus. Foto: Archiv/dpa
Nach dem versinken einer Bohrinsel im Golf von Mexico 2010 breitete sich ein Ölteppich vor der Küste aus. Foto: Archiv/dpa

Hauptursache Mensch

Über 90 Prozent der Ölteppiche nicht natürlich
Erdölteppiche im Meer haben große Auswirkungen auf das fein justierte Ökosystem. Dass deren Hauptursache sogar noch häufiger als bisher angenommen der Mensch ist, haben jetzt Forscher herausgefunden.
Von Benno Schwinghammer, dpa Tallahassee
Von Benno Schwinghammer, dpa

Tallahassee

Auf den Meeren treibende Ölverschmutzungen sind einer Studie zufolge zu einem weit größeren Teil vom Menschen verursacht als bisher angenommen. Mit etwa 94 Prozent sei die überwältigende Mehrheit auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen, etwa auf Freisetzungen aus Schiffen, Offshore-Förderanlagen oder Pipelines, berichten Forscher im Fachmagazin „Science“. Zuvor sei für den Zeitraum 1990 bis 1999 geschätzt worden, dass etwa die Hälfte auf natürliche Lecks im Meeresboden zurückgehen - der aktuellen Auswertung zufolge seien es aber nur rund sechs Prozent. Ein Grund sei vermutlich der in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegene Schiffsverkehr, erläutert Ira Leifer vom Green-Tech-Unternehmen Bubbleology Research International in einem Kommentar zur Studie.

Die Forscher um Yanzhu Dong und Yongxue Liu von der Nanjing University in China hatten auf Satellitenbildern mehr als 450 000 Ölteppiche auf den Weltmeeren identifiziert. Die zwischen 2014 and 2019 erfassten Ölteppiche summierten sich demnach zu einer Gesamtfläche von 1,5 Millionen Quadratkilometern - mehr als die doppelte Fläche Frankreichs. Die überwiegende Mehrheit der Verschmutzung befand sich in einem Umkreis von 160 Kilometern von Küsten und entlang von Schifffahrtsrouten. Zu den stark betroffenen Meeresgebieten zählten die Javasee, das Südchinesische Meer und der Golf von Guinea.

Erdöl ist für die sensiblen Ökosysteme in den Meeren ein großes Problem: Selbst eine kleine Menge kann schon große Auswirkungen auf Plankton haben, das eine Nahrungsgrundlage der Ozeane bildet. Andere Meerestiere wie Wale und Meeresschildkröten werden geschädigt, wenn sie beim Atmen mit dem Öl in Berührung kommen.

Für die Analyse hatte das Team mehr als eine halbe Million Bilder zweier Sentinel-Satelliten (1A und 1B) mit Hilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet. Satellitentechnologie biete eine Möglichkeit, die Ölverschmutzung der Meere besser zu überwachen, insbesondere in Gewässern, in denen eine Überwachung durch den Menschen bisher schwierig sei, erklärte Yongxue Liu.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-26

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