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Namibia feierte bisher Erfolge, die es durch die Gründung von 86 Hegegebieten durchgesetzt haben will (demnächst werden daraus 87 Conservancies). Es gibt aber immer wieder Stimmen aus der Wissenschaft, die behaupten, dass es sich Namibia dabei zu einfach macht und seine schlussendlichen Studienergebnisse auf voreingenommene Standpunkte und Meinungen stützt. Karte: NACSO
Namibia feierte bisher Erfolge, die es durch die Gründung von 86 Hegegebieten durchgesetzt haben will (demnächst werden daraus 87 Conservancies). Es gibt aber immer wieder Stimmen aus der Wissenschaft, die behaupten, dass es sich Namibia dabei zu einfach macht und seine schlussendlichen Studienergebnisse auf voreingenommene Standpunkte und Meinungen stützt. Karte: NACSO

Institutionen zeichnen verzerrtes Bild

Trophäenjagd in Hegegebieten ist nicht vorurteilsfrei eingeschätzt
Die Trophäenjagd ist für Politiker, Farmer und viele Einheimische ein heiliger Gral der namibischen Umweltpolitik. Die vorherrschende Meinung, sie sei notwendig für den nachhaltigen Naturschutz, ist laut einer Studie, die im wissenschaftlichen Magazin „Society & Natural Resources" veröffentlicht wurde, voll von eigennützigen Vorurteilen. Hiermit Teil 2 einer dreiteiligen Serie.
Frank Steffen
Von Katharina Moser & Frank Steffen, Windhoek

Im ersten Bericht dieser dreiteiligen Serie schilderte die AZ die Kritik einiger Wissenschaftler, dass das Lob über den Erfolg des namibischen CBNRM-Programms (Community-Based Natural Resource Management) nicht objektiv und von Eigeninteressen beeinflusst sei. Diese angeblich verzerrte Berichterstattung über das Naturschutzkonzept in Namibia scheint vor allem die Problematik der Trophäenjagd zu betreffen.

Wie die Autoren der Studie, Stasja Koot, Paul Hebinck und Sian Sullivan, in dem wissenschaftlichen Magazin „Society & Natural Resources“ darlegen, werde jegliche Kritik an der Jagd als „Unwissen der Menschen aus dem Westen“ abgestempelt, die die Verhältnisse vor Ort nicht verstünden und von ihrem hohen moralischen Ross herab falsche Urteile fällen würden. Vielmehr, so heißt es in den oft gehörten Argumenten der Unterstützer, sei die Trophäenjagd notwendig, um durch die Profite den Naturschutz überhaupt erst zu finanzieren sowie der Lokalbevölkerung Einkommensmöglichkeiten zu bieten.

Gerade der namibische Jagdverband NAPHA tat sich besonders hervor und berief sich auf eine Studie des WWF, der zufolge die Trophäenjagd wichtig sei, während alle anderen Arbeiten als „Pseudo-Studien aus dem Internet“ verurteilt werden. Die NAPHA diskreditiere, genau wie weitere namibische Institutionen, die über das CBNRM-Programm Eigeninteressen verfolgen (beispielsweise die Namibische Umweltkammer NCE), kritische Studien zur Trophäenjagd als „unverlässlich oder westlich voreingenommen“, während erfolgsbetonende Studien hervorgehoben würden, um die Fortführung des Programms vor der Bevölkerung zu rechtfertigen.

Kritik nicht willkommen

„Im wissenschaftlichen Erfolgsdiskurs wird Kritik in der Regel ignoriert“, so die Autoren. „Nichtregierungsorganisationen, Geldgeber und Investoren setzen die Wissenschaft im Bereich des Naturschutzes zur Legitimierung ihrer eigenen Organisationen und einer bestimmten Naturschutzideologie ein und spielen diese Macht herunter.“ Dies ist laut der Studie auch die Folge des marktwissenschaftlichen Ansatzes des Naturschutzkonzepts – kapitalistische Überlegungen und die Beteiligung des Privatsektors am Hegekonzept würden zu einer Lücke zwischen den Visionen, die der Bevölkerung präsentiert werden und der eigentlichen Ausführung führen.

Wie die Wissenschaftler allerdings betonen, geht es ihnen in ihrer Kritik weniger um die Fehler des CBNRM-Programms selbst: „Wir argumentieren hier im Wesentlichen methodologisch und erkenntnistheoretisch. Unsere Arbeit fordert zu mehr Selbstreflexion und Transparenz auf, vor allem in Bezug auf die Position und Rolle des Forschers und die Weise, wie diese zur allgemeinen Voreingenommenheit aufgrund angeblich objektiver Analysen des CBNRMs in Namibia und anderswo beitragen kann.“

Koot, Hebinck und Sullivan

Professor Stasja Koot ist einer der Leiter des Lehrstuhls Soziologische Entwicklung und Wandel an der Universität Wageningen (Niederlande) und ist ferner Senior-Forschungsbeauftragter der Abteilung für Geographie, Umwelt-Management und Energie der Universität Johannesburg (Südafrika). Prof. Paul Hebinck ist ebenfalls von der Universität Wageningen und spezialisiert sich als Soziologe auf ländliche Gebiete. Er arbeitet in Afrika, insbesondere in Kenia, Simbabwe, Namibia und Südafrika und legt den Schwerpunkt auf Landfragen, Landreform und ländliche Lebensgrundlagen.

Professorin Sian Sullivan lehrt an der Bath Spa University im Bereich Umwelt und Kultur an der Fakultät für Geisteswissenschaften. Sie ist Mitglied der Lenkungsgruppe des Forschungszentrums für Umweltwissenschaften und Teil des Kernlehrteams des „MA Environmental Humanities“. Sie ist die englische Mitarbeiterin an einem geisteswissenschaftlichen Forschungsprojekt, das vom britischen „Arts and Humanities Research Council“ (AHRC) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird. Die Bath Spa University und die Universität zu Köln (Deutschland) erforschen gemeinsam mit der Universität von Namibia (UNAM) die „Etoscha-Kunene Histories“. Das Projekt soll zu einem neuen Denken über Kolonialismus, Indigenat und Naturgeschichte in Namibia beitragen.

Tags: Umwelt, Environment, Konflikt, Widerspruch, Mensch, Tier, Studie, CBNRM, Naturschutz, Society & Natural Resources, Ökotourismus, Wissenschaft, Forschung, Windhoek, Namibia, NACSO, Conservancies, NAPHA, Jagd, Nachhaltigkeit, Stasja Koot, Paul Hebinck, Sian Sullivan

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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