Mehr Objektivität gefordert
CBNRM: Machtverhältnisse beeinflussen Diskurs
Es ist notwendig, dass Wissenschaftler und Politiker im wissenschaftlichen Diskurs zu CBNRM mehr Objektivität und Selbstreflexion an den Tag legen, so eine kritische Studie. Es gilt die Einflüsse von Drittparteien auf- sowie den Erwartungsdruck von Interessenträgern an Entscheidungsträger zumindest zu erklären und zu bedenken.
Von Katharina Moser & Frank Steffen, Windhoek
Den Aussagen von Politikern und selbst Wissenschaftlern kann man zum CBNRM (Community Based Natural Resource Management: Ressourcen-Nutzung durch Gemeinschaften) nicht immer trauen – das macht ein Forschungspapier des wissenschaftlichen Magazins „Society & Natural Resources“ klar, zu dem die AZ die seit Montag in nunmehr drei Teilen berichtet hat. Laut den Professoren Stasja Koot, Paul Hebinck und Sian Sullivan missbrauchen Verantwortliche komplexe soziale Dynamiken „um Legitimation, Glaubwürdigkeit und Unterstützung zu generieren“.
Wie die Verfasser behaupten, wurde Mitautorin Sullivan selbst Opfer von Versuchen, die Veröffentlichung kritischer Berichterstattung zum CBNRM in Namibia durch rechtliche und persönliche Drohungen zu verhindern. Die Studie präsentiert eine kritische Argumentationslinie: Die Akteure in Machtpositionen sind diejenigen, deren Wissen mehr Einfluss hat und in Entscheidungen „zählt“. Sie sind auch diejenigen, die direkt am Naturschutzkonzept beteiligt sind und Interesse daran haben, dass es als erfolgreich wahrgenommen und finanziell unterstützt wird. „Im namibischen CBNRM werden die Menschen in den kommunalen Schutzgebieten, die das Rückgrat des Programms bilden, zu Umweltsubjekten. Sie müssen sich in besonderer Weise nach den Regeln und Vorschriften eines Schutzgebiets verhalten, wie sie in der Verfassung des Schutzgebiets kodifiziert und durch die nationale Politik sanktioniert sind“, schreiben die Autoren.
„So gelingt es den etablierten Institutionen auf verschiedenen Handlungsebenen, ohne offensichtlichen Zwang Menschen zu disziplinieren, damit sie auf bestimmte Weise handeln, um bestimmte Umwelt- und Investitionsziele zu erreichen.“ Dieses System mit verzerrtem Diskurs führt demnach dazu, dass sich die Bevölkerung gegenüber der Regierung konform verhält – sie bestätigt im Grunde Informationen, die eben genau von den Behörden stammen und die Schlussfolgerung nahelegen.
Als Besserwisser abgetan
Laut den Verfassern werden wissenschaftliche Aussagen zudem oft vereinfacht, gerade auch vor kolonialgeschichtlichem Hintergrund: Kritiker werden nur auf der Grundlage als unglaubwürdig abgestempelt, da sie Europäer sind – Westliche mit westlichen Vorurteilen und uninformierten Ansichten. Kritiker aus Namibia oder Südafrika werden hingegen bewusst ignoriert, oftmals sogar von Personen oder Parteien, die im Grunde selbst aus „dem Westen stammen“. Dabei werde oft der finanzielle Nutzen, welcher der Lokalbevölkerung zukomme, beschönigt und übertrieben dargestellt.
Angesichts dieser Problematik ruft die Studie zu mehr Transparenz und Objektivität seitens der Studienleiter und betroffener Personen und Instanzen auf. Schlussfolgerungen und politische Entscheidungen, die auf vorliegenden Studien beruhen, müssten durch ein „wie, von wem und vor welchem persönlichen Hintergrund“ begleitet sein. Es sei relevant und wichtig zu wissen, zu welchem Zweck gezielte wissenschaftliche Aussagen zum CBNRM-Konzept gemacht werden.
Zumindest, so legen die Autoren nahe, sind das CBNRM-Programm und die gern veröffentlichten Berichte und Studien dazu momentan nicht so fehlerfrei, wie es viele Akteure aus diesem Milieu die namibische Bevölkerung glauben lassen wollen. Dies darf wohl zuletzt auch als Aufruf an interessierte Leser gewertet werden, nicht jede Aussage der CBNRM-Gemeinschaft und betroffener Politiker immer für bare Münze zu nehmen. Die Öffentlichkeit sollte sich immer im Hinterkopf fragen, wer hier mit welcher Agenda spricht.
Den Aussagen von Politikern und selbst Wissenschaftlern kann man zum CBNRM (Community Based Natural Resource Management: Ressourcen-Nutzung durch Gemeinschaften) nicht immer trauen – das macht ein Forschungspapier des wissenschaftlichen Magazins „Society & Natural Resources“ klar, zu dem die AZ die seit Montag in nunmehr drei Teilen berichtet hat. Laut den Professoren Stasja Koot, Paul Hebinck und Sian Sullivan missbrauchen Verantwortliche komplexe soziale Dynamiken „um Legitimation, Glaubwürdigkeit und Unterstützung zu generieren“.
Wie die Verfasser behaupten, wurde Mitautorin Sullivan selbst Opfer von Versuchen, die Veröffentlichung kritischer Berichterstattung zum CBNRM in Namibia durch rechtliche und persönliche Drohungen zu verhindern. Die Studie präsentiert eine kritische Argumentationslinie: Die Akteure in Machtpositionen sind diejenigen, deren Wissen mehr Einfluss hat und in Entscheidungen „zählt“. Sie sind auch diejenigen, die direkt am Naturschutzkonzept beteiligt sind und Interesse daran haben, dass es als erfolgreich wahrgenommen und finanziell unterstützt wird. „Im namibischen CBNRM werden die Menschen in den kommunalen Schutzgebieten, die das Rückgrat des Programms bilden, zu Umweltsubjekten. Sie müssen sich in besonderer Weise nach den Regeln und Vorschriften eines Schutzgebiets verhalten, wie sie in der Verfassung des Schutzgebiets kodifiziert und durch die nationale Politik sanktioniert sind“, schreiben die Autoren.
„So gelingt es den etablierten Institutionen auf verschiedenen Handlungsebenen, ohne offensichtlichen Zwang Menschen zu disziplinieren, damit sie auf bestimmte Weise handeln, um bestimmte Umwelt- und Investitionsziele zu erreichen.“ Dieses System mit verzerrtem Diskurs führt demnach dazu, dass sich die Bevölkerung gegenüber der Regierung konform verhält – sie bestätigt im Grunde Informationen, die eben genau von den Behörden stammen und die Schlussfolgerung nahelegen.
Als Besserwisser abgetan
Laut den Verfassern werden wissenschaftliche Aussagen zudem oft vereinfacht, gerade auch vor kolonialgeschichtlichem Hintergrund: Kritiker werden nur auf der Grundlage als unglaubwürdig abgestempelt, da sie Europäer sind – Westliche mit westlichen Vorurteilen und uninformierten Ansichten. Kritiker aus Namibia oder Südafrika werden hingegen bewusst ignoriert, oftmals sogar von Personen oder Parteien, die im Grunde selbst aus „dem Westen stammen“. Dabei werde oft der finanzielle Nutzen, welcher der Lokalbevölkerung zukomme, beschönigt und übertrieben dargestellt.
Angesichts dieser Problematik ruft die Studie zu mehr Transparenz und Objektivität seitens der Studienleiter und betroffener Personen und Instanzen auf. Schlussfolgerungen und politische Entscheidungen, die auf vorliegenden Studien beruhen, müssten durch ein „wie, von wem und vor welchem persönlichen Hintergrund“ begleitet sein. Es sei relevant und wichtig zu wissen, zu welchem Zweck gezielte wissenschaftliche Aussagen zum CBNRM-Konzept gemacht werden.
Zumindest, so legen die Autoren nahe, sind das CBNRM-Programm und die gern veröffentlichten Berichte und Studien dazu momentan nicht so fehlerfrei, wie es viele Akteure aus diesem Milieu die namibische Bevölkerung glauben lassen wollen. Dies darf wohl zuletzt auch als Aufruf an interessierte Leser gewertet werden, nicht jede Aussage der CBNRM-Gemeinschaft und betroffener Politiker immer für bare Münze zu nehmen. Die Öffentlichkeit sollte sich immer im Hinterkopf fragen, wer hier mit welcher Agenda spricht.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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