Namibischer Umwelt-Seiltanz
Einerseits Kredite einfordern und andererseits Umweltschänder
Einerseits versucht Namibia an Geld heranzukommen, indem es Emissionskredite bzw. Zuschüsse für den Umwelt-Investmentfonds (EIF) einfordert. Andererseits wendet sich das Land der Produktion von Gütern zu, die aus Namibia einen Emissionssünder machen. Während ReconAfrica im Kavango weitermacht, gab es ein erstes südafrikanisches Urteil gegen Exploration und Seismik-Aufnahmen.
Von Frank Steffen, Windhoek
Das namibische Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT) hatte in der vergangenen Woche in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) ein Seminar zum Thema „Förderung von Kohlenstoffmärkten in Namibia für eine verbesserte Umsetzung der ‚Nationally Determined Contributions‘ (NDC) in Richtung Netto-Null-Emission und klimaresistente Entwicklung als Reaktion auf den Klimanotstand“, veranstaltet. Dieser Schritt geschah im Rahmen einer Initiative, die finanziell von Japan unterstützt wurde.
Doch andererseits gibt es erste Ansätze, die einen Handel mit Emissionsgutschriften in der Holzkohleherstellung in Namibia vorsehen. Und von Umweltfachkräften wird immer wieder betont, dass es scheinbar wenig Sinn ergibtt, wenn sich Namibia um Emissionszuschüsse von Seiten der Industriestaaten bemüht, während es sich zunehmend der Gas- und Ölindustrie zuwendet, welches künftig Kohlenstoffguthaben negieren dürfte.
ReconAfrica erreicht Ziel
Das kanadische Gas- und Ölexplorationsunternehmen Reconnaissance Energy Africa (ReconAfrica) gab diese Tage bekannt, dass das dritte Bohrloch Nr. 8-2 bei Makandina (eigentlich Makadena) die „geplante Bohrtiefe“ erreicht habe. Nun müsse die Bohrprobe analysiert werden, nachdem eine Tiefe von 2 056 Metern binnen knapp 60 Tagen und zu einem budget-treuen Kostenpunkt von 8 Millionen US-Dollar erreicht worden sei. In einer detaillierten Unternehmensaktualisierung in Zusammenarbeit mit dem Börsenunternehmen „Haywood Capital Markets“, erklärt ReconAfrica allerdings, dass es eine Tiefe von 2 800 Metern anvisiert habe, doch sei man „bereits bei geringerer Tiefe auf die geologischen Ziele, beziehungsweise die Schichten der Karoo- und Mulden-Gruppe gestoßen“.
War ReconAfrica zuvor wiederholt wegen unvollständiger technischer Aufzeichnungen kritisiert worden, so berichtet es jetzt: „Das Bohrloch verfügte über vollständige Aufzeichnungen, umfangreiche Seitenwandkerne und Bohrklein und wurde so abgeschlossen, dass innerhalb der nächsten 30 Tage vollständige vertikale seismische Profile erstellt werden können." Vor zwei Monaten hatten Börsenanalysten erklärt, dass ReconAfrica momentan über genügend Mittel für das dritte Bohrloch verfüge und eine „zweite Seismik-Aufnahme“ habe (es ist eigentlich die dritte, Anm. des Red.).
Investorenrisiken beleuchtet
Somit galt es das Budget einzuhalten und Erfolge zu verzeichnen. Nun empfiehlt Haywood: „Kaufempfehlung und Kursziel 14 USD (pro Anteil) beibehalten. Wir empfehlen Kunden mit geeigneter Risikotoleranz und Anlagezielen weiterhin, Aktien auf dem aktuellen Kursniveau zu akkumulieren.“ Die Aktie liegt momentan bei 7,92 US-Dollar. Als Schlüsselrisiko wird die Tatsache angegeben, dass sich „diese Exploration und Bewertung der Ressource in einem frühen Stadium befindet. Es sind erhebliche Mengen an Kapital und Ressourcen erforderlich, um die Ressource zu erschließen und die Vermarktung zu bewerkstelligen.“
Als weiteres Risiko wird aufgeführt: „Öffentlicher Widerstand könnte die Fähigkeit des Unternehmens behindern, seine geplanten Aktivitäten durchzuführen, welches sich negativ auf den Aktienkurs auswirken könnte. Beispiele für Widerstand sind unter anderem – aber nicht nur – unter Umwelt- und sozialen Gruppen zu verspüren, die gegen die Erdölförderung sind, und ferner stellen Landbesitz und Wasserressourcen eine Herausforderungen dar.“ Als höhere Investmentrisiken gelten indessen das Liquiditäts- sowie das Kommerzialisierungsrisiko und Verzögerungen während der geplanten Bohrungen und Auswertungen. Erneut werden die „umweltbedingten Widerstände gegen die Erschließung von Kohlenwasserstoffen und öffentliche Akzeptanz“ als wesentliches Risiko hervorgehoben.
In einer aktualisierten Investorenvorlage vom 9. August gibt ReconAfrica an, dass es 450 Kilometer 2D-Seismikaufnahmen beendet habe (von den ursprünglichen versprochenen fünf Prozent abseits bestehender Wege, ist keine Rede mehr). Eine zweite Phase über 761 Kilometer sei im Mai beendet worden und wird nun ausgewertet. Eine weitere (dritte) Phase über ungefähr 1 000 Kilometer stehe in der zweiten Jahreshälfte 2022 an: Unsere seismische Datenerfassung wächst: mehr als 1 600 Kilometer neuer 2D-Vermessungen liegen vor.“
SA-Urteil macht Mut
Indessen feiern Umweltaktivisten das südafrikanische Gerichtsurteil gegen die holländische Ölgesellschaft Shell, die infolge des erfolgreichen Antrags der Wild-Coast-Gemeinden am 1. September 2022 in Makhanda (Südafrika) nun nicht mehr vor dieser Küste seismische Aufnahmen ausführen darf.
Nonhle Mbuthuma, eine südafrikanische Aktivistin, gab nun in einem Webinar Ratschläge weiter an ihre namibischen Kollegen und die betroffenen Gemeinden in den Kavango-Regionen Namibias. Nonhle riet den Gemeinschaften, auf eine freie, vorherige und informierte Zustimmung zu bestehen: „Ihr habt das Recht, NEIN zu sagen. Ihr habt auch das Recht zu wählen und zu entscheiden, welche Art der sozioökonomischen Entwicklung Ihr für Eure Region wollt!“ Haywood Securities glaubt, dass sich das Geschäftsrisiko von ReconAfrica verbessert hat, warnt aber in demselben Bericht vor wesentlichen Investorenrisiken. Foto: ReconAfrica
Das namibische Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT) hatte in der vergangenen Woche in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) ein Seminar zum Thema „Förderung von Kohlenstoffmärkten in Namibia für eine verbesserte Umsetzung der ‚Nationally Determined Contributions‘ (NDC) in Richtung Netto-Null-Emission und klimaresistente Entwicklung als Reaktion auf den Klimanotstand“, veranstaltet. Dieser Schritt geschah im Rahmen einer Initiative, die finanziell von Japan unterstützt wurde.
Doch andererseits gibt es erste Ansätze, die einen Handel mit Emissionsgutschriften in der Holzkohleherstellung in Namibia vorsehen. Und von Umweltfachkräften wird immer wieder betont, dass es scheinbar wenig Sinn ergibtt, wenn sich Namibia um Emissionszuschüsse von Seiten der Industriestaaten bemüht, während es sich zunehmend der Gas- und Ölindustrie zuwendet, welches künftig Kohlenstoffguthaben negieren dürfte.
ReconAfrica erreicht Ziel
Das kanadische Gas- und Ölexplorationsunternehmen Reconnaissance Energy Africa (ReconAfrica) gab diese Tage bekannt, dass das dritte Bohrloch Nr. 8-2 bei Makandina (eigentlich Makadena) die „geplante Bohrtiefe“ erreicht habe. Nun müsse die Bohrprobe analysiert werden, nachdem eine Tiefe von 2 056 Metern binnen knapp 60 Tagen und zu einem budget-treuen Kostenpunkt von 8 Millionen US-Dollar erreicht worden sei. In einer detaillierten Unternehmensaktualisierung in Zusammenarbeit mit dem Börsenunternehmen „Haywood Capital Markets“, erklärt ReconAfrica allerdings, dass es eine Tiefe von 2 800 Metern anvisiert habe, doch sei man „bereits bei geringerer Tiefe auf die geologischen Ziele, beziehungsweise die Schichten der Karoo- und Mulden-Gruppe gestoßen“.
War ReconAfrica zuvor wiederholt wegen unvollständiger technischer Aufzeichnungen kritisiert worden, so berichtet es jetzt: „Das Bohrloch verfügte über vollständige Aufzeichnungen, umfangreiche Seitenwandkerne und Bohrklein und wurde so abgeschlossen, dass innerhalb der nächsten 30 Tage vollständige vertikale seismische Profile erstellt werden können." Vor zwei Monaten hatten Börsenanalysten erklärt, dass ReconAfrica momentan über genügend Mittel für das dritte Bohrloch verfüge und eine „zweite Seismik-Aufnahme“ habe (es ist eigentlich die dritte, Anm. des Red.).
Investorenrisiken beleuchtet
Somit galt es das Budget einzuhalten und Erfolge zu verzeichnen. Nun empfiehlt Haywood: „Kaufempfehlung und Kursziel 14 USD (pro Anteil) beibehalten. Wir empfehlen Kunden mit geeigneter Risikotoleranz und Anlagezielen weiterhin, Aktien auf dem aktuellen Kursniveau zu akkumulieren.“ Die Aktie liegt momentan bei 7,92 US-Dollar. Als Schlüsselrisiko wird die Tatsache angegeben, dass sich „diese Exploration und Bewertung der Ressource in einem frühen Stadium befindet. Es sind erhebliche Mengen an Kapital und Ressourcen erforderlich, um die Ressource zu erschließen und die Vermarktung zu bewerkstelligen.“
Als weiteres Risiko wird aufgeführt: „Öffentlicher Widerstand könnte die Fähigkeit des Unternehmens behindern, seine geplanten Aktivitäten durchzuführen, welches sich negativ auf den Aktienkurs auswirken könnte. Beispiele für Widerstand sind unter anderem – aber nicht nur – unter Umwelt- und sozialen Gruppen zu verspüren, die gegen die Erdölförderung sind, und ferner stellen Landbesitz und Wasserressourcen eine Herausforderungen dar.“ Als höhere Investmentrisiken gelten indessen das Liquiditäts- sowie das Kommerzialisierungsrisiko und Verzögerungen während der geplanten Bohrungen und Auswertungen. Erneut werden die „umweltbedingten Widerstände gegen die Erschließung von Kohlenwasserstoffen und öffentliche Akzeptanz“ als wesentliches Risiko hervorgehoben.
In einer aktualisierten Investorenvorlage vom 9. August gibt ReconAfrica an, dass es 450 Kilometer 2D-Seismikaufnahmen beendet habe (von den ursprünglichen versprochenen fünf Prozent abseits bestehender Wege, ist keine Rede mehr). Eine zweite Phase über 761 Kilometer sei im Mai beendet worden und wird nun ausgewertet. Eine weitere (dritte) Phase über ungefähr 1 000 Kilometer stehe in der zweiten Jahreshälfte 2022 an: Unsere seismische Datenerfassung wächst: mehr als 1 600 Kilometer neuer 2D-Vermessungen liegen vor.“
SA-Urteil macht Mut
Indessen feiern Umweltaktivisten das südafrikanische Gerichtsurteil gegen die holländische Ölgesellschaft Shell, die infolge des erfolgreichen Antrags der Wild-Coast-Gemeinden am 1. September 2022 in Makhanda (Südafrika) nun nicht mehr vor dieser Küste seismische Aufnahmen ausführen darf.
Nonhle Mbuthuma, eine südafrikanische Aktivistin, gab nun in einem Webinar Ratschläge weiter an ihre namibischen Kollegen und die betroffenen Gemeinden in den Kavango-Regionen Namibias. Nonhle riet den Gemeinschaften, auf eine freie, vorherige und informierte Zustimmung zu bestehen: „Ihr habt das Recht, NEIN zu sagen. Ihr habt auch das Recht zu wählen und zu entscheiden, welche Art der sozioökonomischen Entwicklung Ihr für Eure Region wollt!“ Haywood Securities glaubt, dass sich das Geschäftsrisiko von ReconAfrica verbessert hat, warnt aber in demselben Bericht vor wesentlichen Investorenrisiken. Foto: ReconAfrica
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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