Vor 10 Jahren explodierte ein Asteroid über Tscheljabinsk
Tag für Tag verglühen kleinere Brocken aus dem All meist unbemerkt in der Erdatmosphäre. Kreuzen jedoch Asteroiden genannte, größere Gesteinsbrocken die Erdumlaufbahn, können sie zur potenziellen Gefahr werden.
Von Oliver Pietschmann, dpa
Tscheljabinsk/Frescati
Vor zehn Jahren erschüttert ein kosmisches Ereignis die russische Großstadt Tscheljabinsk am Ural. Ein knapp 20 Meter großer Asteroid dringt in die Erdatmosphäre ein, zieht beim Verdampfen einen Schweif hinter sich her und explodiert mit grellem Lichtblitz und lautem Knall über der Metropole. Der Brocken aus dem All kommt ohne Vorwarnung. Rund 1500 Menschen werden bei der Explosion am 15. Februar 2013 gegen 9.20 Uhr Ortszeit verletzt, meist von zersplitterndem Fensterglas. Millionenschaden entsteht.
„Tscheljabinsk ist das größte Einschlagsevent in den letzten 100 Jahren und in der neueren Geschichte das Schädlichste“, sagt der Leiter der Asteroidenabwehr bei der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, Richard Moissl. Zum Vergleich: Der als Dinosaurierkiller bekannte Asteroid vor gut 60 Millionen Jahren hatte eine Größe von zwölf Kilometern.
Viele Menschen hätten bei der Explosion von Tscheljabinsk panisch reagiert. „Die Leute konnten ja sonst was denken, was da für eine Katastrophe über sie hereinbricht“, sagt Moissl, der mit seinem Team in Frescati bei Rom sitzt. „Der kam von uns aus gesehen von der Tagseite und da sind wir bis zu einem gewissen Grad geblendet. Wir werden da durch die Sonne und das atmosphärische Streulicht gestört.“ Mit herkömmlicher Technologie oder Teleskopen auf der Erde habe man da einen Fleck, an dem man sehr schlecht Asteroiden beobachten könne.
Hätte man die Ankunft früh bemerkt, hätte man die Menschen warnen können. Es hätte weniger Panik gegeben und wohl auch weniger Schäden, etwa weil man Fenster vorsorglich hätte öffnen oder sichern können. Das Ereignis von Tscheljabinsk sei ein Weckruf gewesen, sagt Moissl. Politik und Öffentlichkeit sei das Gefahrenpotenzial von Asteroiden bewusster geworden. „Das wurde damals noch nicht in dem Maße ernst genommen wie das jetzt der Fall ist.“
Die meisten Asteroiden unseres Sonnensystems befinden sich dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zufolge in einem Gürtel zwischen Mars und Jupiter. Sie können aber durch unterschiedliche Effekte auch in das innere Sonnensystem und so auch in die Nähe der Erde gelangen. Sogenannte Near Earth Objects (NEO) sind eine latente Gefahr für unseren Planeten. „Erdnahe Objekte sind die potenziellen Attentäter“, heißt es beim DLR.
Man brauche Teleskope im Weltraum, sagt Moissl. „Da sind wir dran, da haben wir jetzt ein Mandat bekommen, diese Mission zu studieren und die Technologie zu entwickeln.“ Man wolle mit einem Infrarot-Weltraumteleskop in einem Gleichgewichtspunkt zwischen Sonne und Erde die Region um den Stern nach Asteroiden absuchen. „Das ist nach der "Hera"-Mission der Fokuspunkt.“
Die „Hera“-Mission ist der zweite Teil eines Gemeinschaftsprojekts zur Asteroidenabwehr zusammen mit der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa. Diese hatte die „Dart“-Sonde auf einen für die Erde ungefährlichen Asteroiden geschossen, um die Umlaufbahn des Brockens leicht zu ändern. Als „Dart“ im vergangenen Oktober auf den Asteroiden schlug, sprach die Nasa von einem „Wendepunkt“ für den Schutz der Menschheit.
„Hera“ von der Esa soll im kommenden Jahr zu dem beschossenen Doppelasteroiden Dimorphos fliegen und dort ab Anfang 2027 Daten sammeln. Der Beschuss von Asteroiden und die Änderung der Flugrichtung gilt als Möglichkeit, Himmelskörper auf Kollisionskurs abzulenken.
„Tatsächlich haben wir die Marke von 31 000 Asteroiden, die erdnah sind, schon überschritten“, sagt Moissl. Potenziell gefährliche würden beobachtet und ihre Bahnen für die nächsten 100 Jahre errechnet. Auf Kollisionskurs ist demnach derzeit kein gefährlicher Asteroid. Allerdings komme der rund 370 Meter große Asteroid Apophis demnächst der Erde sehr nah. Er fliege am Freitag, dem 13. April 2029, in nur 31 000 Kilometer Entfernung an unserem Planeten vorbei. Viele Satelliten sind weiter entfernt.
„Je weniger Beobachtungslücken wir haben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit zu reagieren“, sagt Moissl. Eine hundertprozentige Sicherheit aber gebe es nie.
Tscheljabinsk/Frescati
Vor zehn Jahren erschüttert ein kosmisches Ereignis die russische Großstadt Tscheljabinsk am Ural. Ein knapp 20 Meter großer Asteroid dringt in die Erdatmosphäre ein, zieht beim Verdampfen einen Schweif hinter sich her und explodiert mit grellem Lichtblitz und lautem Knall über der Metropole. Der Brocken aus dem All kommt ohne Vorwarnung. Rund 1500 Menschen werden bei der Explosion am 15. Februar 2013 gegen 9.20 Uhr Ortszeit verletzt, meist von zersplitterndem Fensterglas. Millionenschaden entsteht.
„Tscheljabinsk ist das größte Einschlagsevent in den letzten 100 Jahren und in der neueren Geschichte das Schädlichste“, sagt der Leiter der Asteroidenabwehr bei der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, Richard Moissl. Zum Vergleich: Der als Dinosaurierkiller bekannte Asteroid vor gut 60 Millionen Jahren hatte eine Größe von zwölf Kilometern.
Viele Menschen hätten bei der Explosion von Tscheljabinsk panisch reagiert. „Die Leute konnten ja sonst was denken, was da für eine Katastrophe über sie hereinbricht“, sagt Moissl, der mit seinem Team in Frescati bei Rom sitzt. „Der kam von uns aus gesehen von der Tagseite und da sind wir bis zu einem gewissen Grad geblendet. Wir werden da durch die Sonne und das atmosphärische Streulicht gestört.“ Mit herkömmlicher Technologie oder Teleskopen auf der Erde habe man da einen Fleck, an dem man sehr schlecht Asteroiden beobachten könne.
Hätte man die Ankunft früh bemerkt, hätte man die Menschen warnen können. Es hätte weniger Panik gegeben und wohl auch weniger Schäden, etwa weil man Fenster vorsorglich hätte öffnen oder sichern können. Das Ereignis von Tscheljabinsk sei ein Weckruf gewesen, sagt Moissl. Politik und Öffentlichkeit sei das Gefahrenpotenzial von Asteroiden bewusster geworden. „Das wurde damals noch nicht in dem Maße ernst genommen wie das jetzt der Fall ist.“
Die meisten Asteroiden unseres Sonnensystems befinden sich dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zufolge in einem Gürtel zwischen Mars und Jupiter. Sie können aber durch unterschiedliche Effekte auch in das innere Sonnensystem und so auch in die Nähe der Erde gelangen. Sogenannte Near Earth Objects (NEO) sind eine latente Gefahr für unseren Planeten. „Erdnahe Objekte sind die potenziellen Attentäter“, heißt es beim DLR.
Man brauche Teleskope im Weltraum, sagt Moissl. „Da sind wir dran, da haben wir jetzt ein Mandat bekommen, diese Mission zu studieren und die Technologie zu entwickeln.“ Man wolle mit einem Infrarot-Weltraumteleskop in einem Gleichgewichtspunkt zwischen Sonne und Erde die Region um den Stern nach Asteroiden absuchen. „Das ist nach der "Hera"-Mission der Fokuspunkt.“
Die „Hera“-Mission ist der zweite Teil eines Gemeinschaftsprojekts zur Asteroidenabwehr zusammen mit der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa. Diese hatte die „Dart“-Sonde auf einen für die Erde ungefährlichen Asteroiden geschossen, um die Umlaufbahn des Brockens leicht zu ändern. Als „Dart“ im vergangenen Oktober auf den Asteroiden schlug, sprach die Nasa von einem „Wendepunkt“ für den Schutz der Menschheit.
„Hera“ von der Esa soll im kommenden Jahr zu dem beschossenen Doppelasteroiden Dimorphos fliegen und dort ab Anfang 2027 Daten sammeln. Der Beschuss von Asteroiden und die Änderung der Flugrichtung gilt als Möglichkeit, Himmelskörper auf Kollisionskurs abzulenken.
„Tatsächlich haben wir die Marke von 31 000 Asteroiden, die erdnah sind, schon überschritten“, sagt Moissl. Potenziell gefährliche würden beobachtet und ihre Bahnen für die nächsten 100 Jahre errechnet. Auf Kollisionskurs ist demnach derzeit kein gefährlicher Asteroid. Allerdings komme der rund 370 Meter große Asteroid Apophis demnächst der Erde sehr nah. Er fliege am Freitag, dem 13. April 2029, in nur 31 000 Kilometer Entfernung an unserem Planeten vorbei. Viele Satelliten sind weiter entfernt.
„Je weniger Beobachtungslücken wir haben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit zu reagieren“, sagt Moissl. Eine hundertprozentige Sicherheit aber gebe es nie.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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