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Rolf Otto
Rolf Otto

Augenblick der Besinnung

Guten Tag liebe Leserinnen und Leser!

„In der Nacht, da er verraten wurde, ....” – diese Worte werden heute Abend weltweit in den verschiedensten Kirchen und Gemeinden zitiert. Denn heute ist die Nacht in der Er verraten wurde. Er wurde geschlagen, gequält, verspottet und zu guter Letzt ans Kreuz genagelt. Er, der die Welt erretten sollte. Er, der Tote zum Leben erweckte. Er, dem alles Volk nachlief. Noch vor ein paar Tagen riefen sie „Hosianna, gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn”. Sie legten Palmenzweige und ihre Kleider auf den Weg, auf dem Er auf einem Eselsfüllen in Jerusalem einzog. Und nun fordern sie seinen Tod. So schnell kann das Blatt sich wenden.

Er wurde verraten. Von einem seiner engsten Gefolgsleute, einem der zwölf Jünger. Und die anderen elf sind weggerannt als die Soldaten kamen. Einer von ihnen hat Ihn sogar dreimal verleugnet.

Verraten zu werden ist wohl der schlimmste Vertrauensbruch, den es geben kann. Man vertraut sich einem an, stützt sich auf diese Person und wird dann fallen gelassen. Auch ich habe mich schon das eine oder andere Mal verraten gefühlt. Jemand, dem ich vertraute, missbrauchte dieses Vertrauen. Vielleicht ist es ihnen auch schon mal passiert und vielleicht hatten sie danach auch dieses Gefühl der Wut und Verzweiflung. Wie konnte man mir das nur antun!

Leider ist Verrat Teil des Lebens. Es gab und wird immer Menschen geben, die eine Situation zu ihrem eigenen Vorteil und zum Nachteil der anderen Beteiligten ausnützen. Die Frage ist, wie gehen wir damit um? Darauf gäbe es sicher so viele Antworten wie es Menschen auf Erden gibt, denn jeder reagiert anders. Einige tragen die Bitterkeit mit sich herum, ihr ganzes Leben lang. Andere sehen darüber weg, machen weiter. Und noch andere verzeihen und werfen die Bitterkeit ab.

Und wie reagierte der ans Kreuz genagelte? Er hätte sicher allen Grund bitter und wütend zu sein, führte der Verrat an ihm doch zu seinem Tod. Doch Er vergab ihnen. Sogar am Kreuz betete Er noch zu seinem Vater „vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun”. Das zeugt von einer Größe, die es ihresgleichen vorher noch nicht gegeben hatte und die es wohl auch in Zukunft nie wieder geben wird. Und mit diesen Worten öffnete er die Tür zu einem Leben nach dem Verrat - ein Leben ohne Bitterkeit und Hass. Ein Geschenk an uns alle. Ob wir es annehmen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe dieses Geschenk angenommen. Und Sie?

Ich wünsche ihnen ein gesegnetes Osterwochenende. Es grüßt sie,

Rolf-Joachim Otto

Von der DELG Maltahöhe

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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