Augenblick der Besinnung
Lebensrichtung
Was bin ich froh, dass unser Pilot auf dem Flug von Johannesburg Dubai Frankfurt sich in der Geographie auskannte. Er oder sie haben das Flugzeug im Zickzackkurs sicher an allen Kriegsgebieten in Afrika, dann an Jemen, Iran, Palästina, Libanon, Schwarzem Meer und der Ukraine vorbeigeführt. Während wir gepennt haben (oder so taten), konnten wir beruhigt sein, denn die im Cockpit wissen schon, was sie tun bzw. die in den jeweiligen Flugplatztowers auch. Eigenartig, wir wollen doch sonst unser Leben selbst in der Hand haben, es selbst steuern, alles im Griff haben, selbst nachdenken und entscheiden. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (angeblich von Lenin, der musste es wissen). Wir werden ja schon nervös, wenn wir BeifahrerInnen sind und der Typ/ die Typistin am Steuer fährt etwas gewagt. Und was den lieben Gott betrifft sagen wir, hilf dir selbst, so hilft dir Gott. Von wegen. Das haben schon genug Leute versucht. Gottvertrauen? Mir klingt das Wort eines Jugendlichen noch im Ohr: ,,Ich hab inständig gebetet, dass meine Mutter an ihrem Krebs nicht stirbt. Umsonst!” Ja, das wäre schön, wenn Gott oder zumindest wir unsere Lebensrichtung nach unserem Gutdünken lenken könnten. Und trotzdem hab ich mich den Piloten auf dem Flug ganz anvertraut, obwohl ich sie nicht einmal zu Gesicht bekommen habe. Ich frag mich, ob es sie überhaupt gegeben hat?! Gott sehe ich auch nicht, also ist es fraglich, dass es ihn gibt.
Unser Leben fußt mehr auf Vertrauen, als wir denken. Chirurgen, Automechaniker, Apotheker, U-bahnfahrer, Köche, fast überall vertrauen wir darauf, dass Menschen ihren Job richtig machen und nichts schief läuft. Und nicht zu vergessen, dass Babys, Kinder, Enkel uns Erwachsenen geradezu blindlings vertrauen. Uns! Als hätten wir den perfekten Ueberblick, parate Lösungen, innere Standfestigkeit immer und überall. Denkste, Charlotte. Wenn das schon unter den Menschen möglich ist, kann ein Stück Gottvertrauen uns nicht schaden oder? Die monotheistischen Religionen, also Judentum, Islam und Christentum haben gemeinsam, sich einem einzigen Gott anzuvertrauen, mit Haut und Haaren, in Gesundheit und Krankheit, im Chaos und im Frieden, sogar noch im Tod. Darüber will ich nun nach dem Ueberseeflug nochmal nachdenken.
Gutes Wochenende!
Klaus-Peter Tietz, Swakopmund
Was bin ich froh, dass unser Pilot auf dem Flug von Johannesburg Dubai Frankfurt sich in der Geographie auskannte. Er oder sie haben das Flugzeug im Zickzackkurs sicher an allen Kriegsgebieten in Afrika, dann an Jemen, Iran, Palästina, Libanon, Schwarzem Meer und der Ukraine vorbeigeführt. Während wir gepennt haben (oder so taten), konnten wir beruhigt sein, denn die im Cockpit wissen schon, was sie tun bzw. die in den jeweiligen Flugplatztowers auch. Eigenartig, wir wollen doch sonst unser Leben selbst in der Hand haben, es selbst steuern, alles im Griff haben, selbst nachdenken und entscheiden. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (angeblich von Lenin, der musste es wissen). Wir werden ja schon nervös, wenn wir BeifahrerInnen sind und der Typ/ die Typistin am Steuer fährt etwas gewagt. Und was den lieben Gott betrifft sagen wir, hilf dir selbst, so hilft dir Gott. Von wegen. Das haben schon genug Leute versucht. Gottvertrauen? Mir klingt das Wort eines Jugendlichen noch im Ohr: ,,Ich hab inständig gebetet, dass meine Mutter an ihrem Krebs nicht stirbt. Umsonst!” Ja, das wäre schön, wenn Gott oder zumindest wir unsere Lebensrichtung nach unserem Gutdünken lenken könnten. Und trotzdem hab ich mich den Piloten auf dem Flug ganz anvertraut, obwohl ich sie nicht einmal zu Gesicht bekommen habe. Ich frag mich, ob es sie überhaupt gegeben hat?! Gott sehe ich auch nicht, also ist es fraglich, dass es ihn gibt.
Unser Leben fußt mehr auf Vertrauen, als wir denken. Chirurgen, Automechaniker, Apotheker, U-bahnfahrer, Köche, fast überall vertrauen wir darauf, dass Menschen ihren Job richtig machen und nichts schief läuft. Und nicht zu vergessen, dass Babys, Kinder, Enkel uns Erwachsenen geradezu blindlings vertrauen. Uns! Als hätten wir den perfekten Ueberblick, parate Lösungen, innere Standfestigkeit immer und überall. Denkste, Charlotte. Wenn das schon unter den Menschen möglich ist, kann ein Stück Gottvertrauen uns nicht schaden oder? Die monotheistischen Religionen, also Judentum, Islam und Christentum haben gemeinsam, sich einem einzigen Gott anzuvertrauen, mit Haut und Haaren, in Gesundheit und Krankheit, im Chaos und im Frieden, sogar noch im Tod. Darüber will ich nun nach dem Ueberseeflug nochmal nachdenken.
Gutes Wochenende!
Klaus-Peter Tietz, Swakopmund
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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