Gedanken zur Woche
In seiner neuen Monographie ‚Der arbeitende Souverän. Eine normative Theorie der Arbeit‘ beschreibt der Sozialwissenschaftler Axel Honneth die Arbeit als Grundlage der Demokratie. „Der blinde Fleck der Demokratietheorie (ist) dasjenige, was ihrem Gegenstand stets vorausliegt und ihn doch bis in seine feinsten Kapillaren durchdringt: eine soziale Arbeitsteilung“.
In Namibia ist allen klar, eine arbeitslose verarmte Gesellschaft verheißt nichts Gutes für die Demokratie. Dennoch führt diese Feststellung kaum zu Überlegungen, wie es denn anders sein könnte. Weil es so ist, wie es ist, machen wir uns nicht einmal die Mühe des Gedankens.
Doch eine normative Betrachtung bricht nicht erschöpft zusammen, nachdem man ihr den empirischen Befund mitgeteilt hat. Zudem erweist sich, dass wir unsere therapeutischen Möglichkeiten blockieren durch Vorurteile in der Analyse.
Ein typischer Fehler des Denkens führt von der berechtigten Individualisierung der Menschen zur statistischen Atomisierung: Alle Maßnahmen, die wir ins Auge fassen, müssen angeblich mit der Bevölkerungszahl multipliziert werden.
Dadurch geht der Blick für die mögliche Vielfalt des sozialen Lebens verloren, das in Namibia wie eine Sparflamme flackert, aber durchaus noch brennt. Neben den größeren Vereinigungen existiert eine Vielzahl kleinerer und kleinster Initiativen.
Aus der sozialpädagogischen Arbeit im Kontext der Entwicklungshilfe wissen wir, dass kleine Gruppen sich selbständig organisieren können, wenn man sie denn lässt. Ein Pastor, Politiker oder Stammesführer, der alle paar Wochen vorbeischaut, richtet oft mehr Schaden an, als man denken würde.
Ein anderes Vorurteil der Analyse findet sich im Dogma, dass man auf die Wünsche der Menschen hören müsse. So richtig dies ist in der Nothilfe und natürlich in der Seelsorge, so wenig trifft es den Kern hinsichtlich der sozialen Arbeitsteilung.
Es führt – auch für das technische Komitee des deutsch-namibischen Genozid-Abkommens – kein Weg vorbei an einer normativ sozialphilosophischen Klärung des Gewollten bzw. Gesollten.
Bei 50% Arbeitslosigkeit im Land geht es nicht mehr nur um ökonomische sondern um soziale Arbeitsteilung. Es braucht tragende soziale Mikro-Kosmen, in denen Jugendliche Rechte und Pflichten wahrnehmen im Verbund mit Berufstätigen und Älteren.
Man könnte etwa größere Familien mit älteren Kindern als Kooperativen registrieren. Gleiches gälte für kleinere Vereinigungen auf ethnischer oder religiöser Basis. Entwicklungshilfe könnte diese neue ‚Ordnung‘ strukturell unterstützen (s. DGRV).
Es geht nicht um eine neue Wirtschaftsordnung. Denjenigen, die mit einem Business den Aufstieg schaffen, sei’s von Herzen gegönnt. Aber die namibische Gesellschaft hat 33 Jahre auf Vieles gewartet, was in den gegebenen Strukturen vielleicht nie erreicht wird.
Wenn man dagegen den Nukleus der Gesellschaft stärkt in einer für Politik, Kirchen und Ethnien verständlichen Weise, könnte es möglich sein auch in den therapeutischen Einzelaktionen relevanter zu werden.
Dies wäre letztlich im Sinne des christlich-philosophischen ‚Ich = Wir‘, das zerebral, sozial und spirituell zur Einheit (mit Gott) führt.
Eine gesegnete Woche
Andreas Peltzer
Okahandja
In Namibia ist allen klar, eine arbeitslose verarmte Gesellschaft verheißt nichts Gutes für die Demokratie. Dennoch führt diese Feststellung kaum zu Überlegungen, wie es denn anders sein könnte. Weil es so ist, wie es ist, machen wir uns nicht einmal die Mühe des Gedankens.
Doch eine normative Betrachtung bricht nicht erschöpft zusammen, nachdem man ihr den empirischen Befund mitgeteilt hat. Zudem erweist sich, dass wir unsere therapeutischen Möglichkeiten blockieren durch Vorurteile in der Analyse.
Ein typischer Fehler des Denkens führt von der berechtigten Individualisierung der Menschen zur statistischen Atomisierung: Alle Maßnahmen, die wir ins Auge fassen, müssen angeblich mit der Bevölkerungszahl multipliziert werden.
Dadurch geht der Blick für die mögliche Vielfalt des sozialen Lebens verloren, das in Namibia wie eine Sparflamme flackert, aber durchaus noch brennt. Neben den größeren Vereinigungen existiert eine Vielzahl kleinerer und kleinster Initiativen.
Aus der sozialpädagogischen Arbeit im Kontext der Entwicklungshilfe wissen wir, dass kleine Gruppen sich selbständig organisieren können, wenn man sie denn lässt. Ein Pastor, Politiker oder Stammesführer, der alle paar Wochen vorbeischaut, richtet oft mehr Schaden an, als man denken würde.
Ein anderes Vorurteil der Analyse findet sich im Dogma, dass man auf die Wünsche der Menschen hören müsse. So richtig dies ist in der Nothilfe und natürlich in der Seelsorge, so wenig trifft es den Kern hinsichtlich der sozialen Arbeitsteilung.
Es führt – auch für das technische Komitee des deutsch-namibischen Genozid-Abkommens – kein Weg vorbei an einer normativ sozialphilosophischen Klärung des Gewollten bzw. Gesollten.
Bei 50% Arbeitslosigkeit im Land geht es nicht mehr nur um ökonomische sondern um soziale Arbeitsteilung. Es braucht tragende soziale Mikro-Kosmen, in denen Jugendliche Rechte und Pflichten wahrnehmen im Verbund mit Berufstätigen und Älteren.
Man könnte etwa größere Familien mit älteren Kindern als Kooperativen registrieren. Gleiches gälte für kleinere Vereinigungen auf ethnischer oder religiöser Basis. Entwicklungshilfe könnte diese neue ‚Ordnung‘ strukturell unterstützen (s. DGRV).
Es geht nicht um eine neue Wirtschaftsordnung. Denjenigen, die mit einem Business den Aufstieg schaffen, sei’s von Herzen gegönnt. Aber die namibische Gesellschaft hat 33 Jahre auf Vieles gewartet, was in den gegebenen Strukturen vielleicht nie erreicht wird.
Wenn man dagegen den Nukleus der Gesellschaft stärkt in einer für Politik, Kirchen und Ethnien verständlichen Weise, könnte es möglich sein auch in den therapeutischen Einzelaktionen relevanter zu werden.
Dies wäre letztlich im Sinne des christlich-philosophischen ‚Ich = Wir‘, das zerebral, sozial und spirituell zur Einheit (mit Gott) führt.
Eine gesegnete Woche
Andreas Peltzer
Okahandja
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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