Mammutprojekt Wasserstoffgigant in nächster Phase
Um die Infrastruktur der Wasserstoffproduktion zu sichern, sucht Geingob Investoren
Während die Aussicht einer der größten Lieferanten für grünen Wasserstoff in der Welt zu werden zu landesweiter Euphorie veranlasst, verbleiben Sorgen um die Finanzierung der nötigen Infrastruktur in Lüderitz. Präsident Geingob setzt dafür auf ausländische Investoren.
Was der Staat nicht stemmen kann, stemmen die Interessenten. Und von denen gibt es reichlich. Präsident Hage Geingob pries den COP26-Gipfel und seine Reisen in die USA als erfolgreiches Marketing des Wasserstoff-Großprojektes an. 100 Millionen N$ soll sich Geingob vom „bevorzugten Bieter“ als erste Konzessionsabgabe des Jahres 2022 gesichert haben. Mit der Anwerbung ausländischer Investoren soll der Staatsfiskus entlastet werden, der das Projekt nicht tragen kann. Geingob sieht ein hohes Investitionspotenzial für Namibia, welches er stärker ausschöpfen möchte. Schließlich habe das Land „eine stabile Regierungsstruktur, einen starken makro-ökonomischen Rahmen und ausgezeichnete Infrastruktur“. Den Wasserstoff sieht Geingob als Ausweg aus der Investitionswüste.
„2022 werden wirtschaftliche Erholung, Wachstum, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Bereitstellung von Grundbedürfnissen wie Wohnraum und sanitäre Einrichtungen Prioritäten bleiben“, so Geingob. Eine Verdopplung des BIP und die Etablierung Namibias als Wasserstoffzentrum der Welt schwebt ihm vor um diese Probleme bekämpfen zu können. Die erwirtschafteten Mittel werden zur Einhaltung des Harambee Wohlstandsplans II helfen können.
15 000 Arbeitsplätze heißt es in einem Bericht von BBC, werden durch den Bau der Wasserstoffanlage in Lüderitz direkt erschaffen, und 3 000 weitere wenn das Projekt voll angelaufen ist. 90% davon soll durch lokale Einwohner gefüllt werden. Das in Windhoek basierte Unternehmen HYPHEN Hydrogen Energy soll die Anlage betreiben, die schon 2026 in Betrieb gehen soll. Die Rechte auf den Standort wird das Unternehmen 40 Jahre lang behalten.
Nach dem Andrang auf Diamanten und lokale Fischressourcen wäre das Projekt schon die dritte wirtschaftliche Revolution für die Buchter, von denen momentan etwa 55% ohne Arbeit sind. Der Standort im geschlossenen Naturreservat Tsau ||Khaeb nahe Lüderitz gilt aufgrund der reichlich vorhandenen Sonnen- und Windressourcen, sowie der Nähe zum Meer welches Wasserressourcen und Transportmöglichkeiten bietet, aus rein wirtschaftlicher Sicht als ideal.
Etwa 300 000 Tonnen grüne Wasserstoffenergie soll der Standort alleine liefern. Grüne Wasserstoffzüge werden die umliegenden Länder versorgen, die Agrarwirtschaft soll revolutioniert werden, Kohleenergie aus Südafrika wird abgelöst, so viele Veränderungen soll das Projekt bringen, dass es schon zu gut klingt um wahr zu sein.
Entsprechend werden auch Skeptiker laut. 9,4 Milliarden US-Dollar sind nötig, um die Produktion loszutreten. Das ist fast so viel wie das gesamte BIP des Landes in einem Jahr. Bei solch hohen Zahlen läuteten, wie die AZ am 14. Dezember berichtete, sofort die Glocken bei PDM-Parteiführer McHenry Venaani. Der Prozess muss dringend ohne Korruption verlaufen, sagte er in Befürchtung eines zweiten Fischrots.
Laut einem Bericht der Namibian zweifelt außerdem der Ökonom Rowland Brown auf Grund der hohen Spezialisierung, die für Fachkräfte der Energie-Branche nötig ist, ob die Schaffung der Arbeitsplätze wirklich eine direkte Nutzung für lokale Einwohner habe. Namibia habe ihm zufolge einfach nicht das nötige Know-How, um so schnell in solch einer Nischenindustrie so viel zu bewirken.
Trotz aller Skepsis scheint das Projekt ins Rollen zu kommen, das Ausland ist interessiert. Deutschland, Belgien und die Niederlande haben ihren Hut im Topf, mit Verträgen die Investitionen und Handel umfassen. Allein Deutschland stellte 40 Millionen € bereit.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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