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Die nächsten Jahre bringen massive Änderungen infolge der Öl- und Gasfunde in Afrika. Wenn sich der Ressourcenfluch bewahrheitet, dient der Ölboom lediglich der autoritären Herrschaft und verhindert die Festigung der Demokratie. Noch gilt Namibia als Nicht-Produzent. Karte: Foreign Affairs
Die nächsten Jahre bringen massive Änderungen infolge der Öl- und Gasfunde in Afrika. Wenn sich der Ressourcenfluch bewahrheitet, dient der Ölboom lediglich der autoritären Herrschaft und verhindert die Festigung der Demokratie. Noch gilt Namibia als Nicht-Produzent. Karte: Foreign Affairs

Namibias verborgene Gas- und Ölrisiken

Umstrittene Geschäftemacher mischen mit im Energiesektor
Die Gas- und Ölindustrie bleibt nach wie vor auf die Förderung von fossilen Kraftstoffen in Afrika fokussiert und mancher Kritiker erkennt eine „Verlagerung der Verantwortung auf den afrikanischen Kontinent", nachmaßen der Westen und andere Großverbraucher versuchen, ihren eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern. Namibia schwimmt zunehmend in diesen Haifischbecken.
Frank Steffen
Von Frank Steffen, Windhoek

„Die Erdöl- und Gasproduktion ist in Afrika breit gestreut, konzentriert sich aber stark auf den Westen und Norden des Kontinents. Das an der westafrikanischen Küste gelegene Nigeria ist der größte und am weitesten entwickelte afrikanische Erdölproduzent, auf den 2022 rund 21 Prozent der Produktion des Kontinents entfallen sind. Danach folgen Algerien, Angola, Libyen und Ägypten, die die fünf führenden afrikanischen Ölproduzenten bilden“, hieß es in einem Bericht von „Statista“ im Dezember 2023.

In verschiedenen internationalen Medienberichten wird Namibia als Land mit dem größten Produktionspotenzial gehandelt. Im Juli 2023 hatte „African Business“ Keith Hill, den Geschäftsführer von „Africa Oil“ zitiert, welches Teil der Partnerschaft mit TotalEnergies ist. Demnach behauptete Hill, dass das Offshore-Orange-Becken „wahrscheinlich die begehrteste neue Erdölregion weltweit ist“.

Ölverbindungsmann Katti

Teil dieser Entwicklungen ist seit Jahr und Tag der umstrittene namibische Geschäftsmann, Knowledge Katti, dessen Namen auch wiederholt im Zusammenhang mit der ebenso umstrittenen Entwicklung rundum die Gas- und Ölexploration von ReconAfrica in den Kavango-Regionen gefallen war.

War Katti bereits vorher beschuldigt worden, in unrechtmäßige Geschäftspraktiken verstrickt zu sein, so geriet er 2022 erneut ins Rampenlicht, als im Rahmen des Informationslecks an der Credit-Suisse-Bank – bekannt als „Suisse Secrets“ – bekannt wurde, dass er in den Jahren 2010 bis 2013 mehr als 100 Millionen N$ auf einem Schweizer Konto hinterlegt hatte. 48 Medienunternehmen aus aller Welt, worunter das ,,Organized Crime and Corruption Reporting Project”, der Guardian, New York Times und Le Monde, hatten Daten von 30 000 Kunden und 18 000 Konten ausgewertet. Die Daten waren an die Süddeutsche Zeitung weitergeleitet worden.

Indessen machen weder Katti noch der ebenfalls umstrittene Geschäftsmann, Njock Ayuk Eyong (besser bekannt als NJ Ayuk), einen Hehl aus ihren gemeinsamen Geschäftsverbindungen. NJ Ayuk ist ausführender Aufsichtsratsvorsitzender des „African Energy Chamber“ (AEC), einer Handelsgruppe, die Führungskräfte aus der Öl- und Gasbranche mit Regierungsvertretern zusammenbringt. Ayuk fiel nun dieser Tage in Namibia auf, nachdem er die Lokalzeitung „The Namibian“ in absolut unzutreffender Weise mit dem ruandischen Propagandasender „Radio Télévision Libre des Mille Collines“ verglich, der auf verbrecherische Weise zum Genozid in Ruanda beigetragen hatte.

Schräge Geschäfte von Ayuk

Auf den Internetseiten verschiedener Medienvertreter wird Ayuk des korrupten Verhaltens beschuldigt, nicht zuletzt in Ghana, wo sich die Anschuldigungen allmählich im Sande verliefen. Allerdings steht fest, dass er als Student in den USA für die Fälschung von Visa verurteilt worden war. Dabei ist zu bedenken, dass Ayuk sich selbst nicht nur als gediegener Geschäftsmann im Energiesektor, sondern auch als Anwalt anpreist.

Im März 2023 schrieb „Mail & Guardian“ (M&G), dass Berichte über korruptes Betragen seitens „Gabriel Mbaga Obiang Lima, Sohn des Präsidenten Äquatorialguineas und neuer Minister für Planung und wirtschaftliche Diversifizierung (vorher Ölminister), und Rechtsanwalt NJ Ayuk“ mittels gefälschter Beschwerden über Urheberrechtsverletzungen zeitweilig vom Internet genommen werden mussten. Die Beschwerden waren im Rahmen „US Digital Millennium Copyright Act“ (DMCA) eingereicht worden und waren auf Artikel fokussiert, die vom globalen Netzwerk investigativer Journalisten „Organized Crime and Corruption Reporting Project“ (OCCRP) veröffentlicht worden waren. Die Beschwerden wurden als „Fake“ entlarvt und wieder ins Netz gestellt.

Ayuks voriger Angriff auf die Pressefreiheit

Ähnlich erging es dem britischen Magazin „Climate Home News“ im November 2022 mit seinen beiden Berichten über Ayuks kurzlebige Partnerschaft mit zwei UN-Organisationen, in denen Ayuk als „Betrüger“ bezeichnet wurde. Die Herausgeberin von „Climate Home“, Megan Darby, wehrte sich erfolgreich und erklärte laut M&G: „Diese falschen Behauptungen sehen wie eine hinterhältige Taktik aus, um unabhängigen Journalismus zu unterdrücken.“

Gemessen an der Energiewoche, die vor acht Tagen in Namibia abgehalten wurde, während der sich der namibische Minister für Bergbau und Energie, Tom Alweendo, gemeinsam mit Ayuk für ein Foto stellte, haben die namibischen Medien und die Öffentlichkeit allen Grund, sich Sorgen über die weitere Gas- und Ölentwicklung zu machen, da bisher keine Gesetzgebung besteht, die solche Entwicklung reglementiert. Des Ministers bisherige Versicherung, dass man sich an internationale Gepflogenheiten halten will, klingt im Hinblick darauf hohl, dass er sich scheinbar von Leuten wie Ayuk beraten lässt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-21

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