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Durch eine Panne beim Entwickler und Anbieter von IT-Sicherheitssystemen CrowdStrike wurde ein weltweites Chaos ausgelöst. Illustration: CrowdStrike
Durch eine Panne beim Entwickler und Anbieter von IT-Sicherheitssystemen CrowdStrike wurde ein weltweites Chaos ausgelöst. Illustration: CrowdStrike

Update: Softwareproblem sorgt für Chaos

Computerpanne löst weltweit Probleme aus – Viele Gewerbe und Branchen waren betroffen
Kleine Ursache, große Wirkung: Nach einem Software-Problem bleiben Flugzeuge am Boden, werden OPs abgesagt und schließen Läden. Weltweit sind die Folgen zu spüren. Der Grund scheint klar zu sein.
dpa
Von den dpa-Korrespondenten

Redmond/Berlin


Ein fehlerhaftes Software-Update hat weltweit weitreichende Störungen ausgelöst. Flüge fielen aus, Krankenhäuser sagten Operationen ab, Fernsehsender hatten Schwierigkeiten. Manche Bankkunden bekamen am Automaten kein Geld, Lebensmittelläden mussten vorübergehend schließen. Erst nach mehreren Stunden war der Software-Fehler am Freitag behoben. Die Folgen waren aber noch länger zu spüren.

„Nach aktuellem Erkenntnisstand aus den Äußerungen der betroffenen Unternehmen gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff“, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Ursache sei offenbar ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems mit dem Namen „Falcon Sensor“ des Herstellers CrowdStrike. Die IT-Sicherheitsfirma aus Texas bestätigte den Fehler.

Viele Flugpassagiere betroffen

Die Panne führte in zahlreichen Ländern zu Problemen. In Deutschland musste der Flughafen Berlin zeitweise den Betrieb weitgehend einstellen, mehrere Fluggesellschaften meldeten Einschränkungen. Bei der niederländischen KLM kam der Flugbetrieb vorübergehend fast vollständig zum Erliegen. An vielen Flughäfen gab es Probleme, etwa bei der Abfertigung, darunter München, Hamburg, Köln und Stuttgart, international unter anderem auf Mallorca und in Warschau.

Der Lebensmittelhändler Tegut schloss vorübergehend seine bundesweit 340 Märkte. Mit Karten einzelner Anbieter kam es nach Bankenangaben vorübergehend an Geldautomaten zu Störungen, in manchen Apotheken hatten Patienten Probleme beim Einösen von E-Rezepten.

Verwaltungen beeinträchtigt

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sagte für Freitag alle geplanten Operationen in Kiel und Lübeck ab, ähnliche Meldungen kamen aus den Niederlanden. Computerprobleme hatten auch Kreis- und Stadtverwaltungen, etwa in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. In München konnten Bürger zeitweise keine Autos anmelden.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind Betreiber kritischer Infrastruktur betroffen. Zur kritischen Infrastruktur zählen unter anderem Energieversorger, Transport und Verkehr, die öffentliche Verwaltung, Krankenhäuser, Trinkwasser, Abwasser und Telekommunikation. Allianz, Siemens, BMW und Mercedes-Benz bestätigten auf Anfrage Beeinträchtigungen. Die Bundeswehr war nach Regierungsangaben nicht betroffen.

Ursache in Software für Windows-Rechner

CrowdStrike betonte, es sei keine Cyberattacke und auch kein Sicherheitsvorfall gewesen. Der Software-Fehler steckte nach Angaben des Unternehmens in einer Aktualisierung der Software für Windows-Computer. Windows-Hersteller Microsoft meldete daraufhin Probleme mit seinem Cloud-Service 365. Der Software-Riese veröffentlichte auch eine Anleitung, wie Windows-Cloud-PCs auf den Zustand vor dem fehlerhaften Update zurückgesetzt werden können.

CrowdStrike betonte am Mittag, das Problem sei erkannt und behoben worden. Die IT-Sicherheitsfirma verwies ihre Kunden auf ein neues Update. Doch es gab auch danach noch Probleme: Die Fluggesellschaft Eurowings strich mehr als 80 Flüge, um ihre IT-Systeme zu entlasten. Am Abend gab die Airline dann Entwarnung: Die Systeme laufen wieder, für Samstag ist die Rückkehr in den Normalbetrieb geplant.

Bundesamt nimmt Software-Anbieter in den Fokus

Bis die Probleme völlig behoben sind, kann nach Darstellung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) noch etwas Zeit vergehen. «Im schlimmsten Fall muss jeder betroffene Rechner einzeln bearbeitet werden», sagte Amtspräsidentin Claudia Plattner. Sie fügte hinzu, im Nachgang der Krise müsse man darüber sprechen, wie die Qualitätssicherung bei CrowdStrike und bei Microsoft aussehe.

Die Schockwellen der Softwarepanne waren weltweit zu spüren: Die australische Regierung berief eine Krisensitzung ein. Der Fernsehsender Sky News sendete vorübergehend ein Standbild. In Israel waren nach CNN-Informationen Krankenhäuser betroffen, in Neuseeland viele Geschäfte. Kreditkartenzahlungen funktionierten nicht mehr, vielerorts hieß es nach einem Bericht der Zeitung „New Zealand Herald“ „cash only“. In den USA stoppte die Luftfahrtaufsicht FAA Flüge von Airlines wie United, American und Delta. Der europäische Billigflieger Ryanair sprach ebenfalls von Problemen.

Mit der Konzentration in der Software-Industrie passiert es immer wieder, dass zahlreiche Unternehmen von Problemen einzelner Anbietern getroffen werden. So war zum Beispiel eine Cyberattacke auf den amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya im Jahr 2021 bis nach Schweden zu spüren, wo die Supermarkt-Kette Coop fast alle Läden schließen musste.

Buchungen wieder möglich

Check-ins, Buchungen, Boarding: Für Passagiere von Eurowings stehen die Zeichen nach einer weltweiten IT-Störung und zahlreichen Ausfällen wieder auf Entwarnung. „Nachdem die massive weltweite IT-Störung behoben worden ist, stehen jetzt auch bei Eurowings alle Systeme wieder zur Verfügung“, teilte die Airline mit. Derzeit geht die Fluggesellschaft davon aus, am Samstag wieder zum regulären Flugbetrieb zurückzukehren. „Aufgrund des erheblichen Ausmaßes der IT-Störung, die weltweit zu Behinderungen in vielen Bereichen des globalen Luftverkehrs geführt hat, kann es allerdings noch vereinzelt zu Beeinträchtigungen kommen.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-22

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